Archiv für den Monat: Oktober 2014

Und es regnet

Am letzten Samstag Morgen erwache ich durch ein wasserfallartiges Geräusch. Die Schleusen des Himmels haben geöffnet und es schüttet wie aus Kübeln. Heute haben wir einen freien Tag, aber es regnet! Spontan muss ich an Benjamin Zander denken, den ich aus Youtube-Filmen kenne, die an einer Weiterbildung gezeigt wurden. Er ist ein bekannter englischer Dirigent, ein Sohn jüdischer Emigranten aus Deutschland, unterrichtet und motiviert Menschen aus der ganzen Welt. Zander sagt, dass jeder Moment eine neue Möglichkeit habe. Unter anderem empfiehlt er, dass wir „aber“ jeweils mit „und“ ersetzen sollen.

Wir haben heute einen freien Tag und es regnet. Das klingt doch schon ganz anderes. „Dank diesem Regen könnten wir doch unseren Museumspass nutzen“, sage ich zu Christian. Er ist einverstanden. Zuerst wird noch ausgiebig gefrühstückt und Haushalt gemacht. Nachher geht es los mit dem Postauto nach Baden. Wir entscheiden uns für das Museum Langmatt. Da waren wir noch nie.

Wir sind gespannt auf die Zeitgenössische Kunst im Dialog mit dem Interieur der Langmatt (noch bis 30. November 2014 zu sehen). In der Villa Langmatt wohnte Familie Brown. 1896 heiratete der 31-jährige Ingenieur Sidney William Brown in Winterthur die 25-jährige Jenny Sulzer. Sie hatten drei Söhne mit Namen Sidney, John und Harry, die alle ein Jurastudium mit Doktorat abschlossen. Die Söhne hatten keine Nachkommen und John Brown gründete die Stiftung Langmatt. Es ist ein beeindruckendes Haus mit wunderbarem Garten. Wir können uns das Leben der Familie Brown vorstellen, als wir durch die verschiedenen Räume gehen. Sidney und Jenny Brown sammelten unglaublich schöne und wertvolle Bilder von Renoir, Monet, Degas, Cézanne und vielen anderen Malern.

„Wääh gruusig, was ist denn das?“ sagt Christian zu mir. „Lassen die hier Obst verfaulen?“ Ich antworte ihm, dass dies nun vielleicht die Zeitgenössische Kunst sein könnte. Und tatsächlich ist das Kunst und so echt gemacht, dass man meint, die verfaulte Zitrone zu riechen. In den Glasvitrinen mit dem edlen Porzellan sehen wir Getränkeflaschen-Deckel und abgelutschte Bonbons. Und dann steht wieder ein grosser leerer Bilderrahmen im Weg. Alles etwas gewöhnungsbedürftig und irritierend!

Wir haben den Museumspass im Juli für ein Jahr gelöst. Ich schreibe während dieses Jahres auf in welchen Museen wir waren und werde euch im Blog auf dem Laufenden halten. Ein Rückblick:

  1. Zentrum Paul Klee in Bern, immer zu empfehlen!
  2. Museum Regiunal Surselva in Ilanz
  3. Napoleonmuseum Arenenberg in Salenstein (toller Film wird gezeigt und man wird wie in eine andere Zeit versetzt)
  4. Aargauer Kunsthaus in Aarau, Ausstellung und Filme über Sophie Taeuber-Arp, nur noch bis 16. November, sehr empfehlenswert. Ihr kennt diese vielseitige Frau von der Fünfziger-Banknote.
  5. Stiftung Langmatt in Baden

Im Museum Regiunal Surselva habe ich das erste Mal von Schwabenkindern gehört Als Schwabenkinder oder Hütekinder wurden die Bergbauernkinder aus Vorarlberg, Tirol, Südtirol, der Schweiz und Liechtenstein bezeichnet, die von Beginn der Neuzeit bis ins frühe 20. Jahrhundert aus Armut alljährlich im Frühjahr durch die Alpen zu den „Kindermärkten“ hauptsächlich nach Oberschwaben zogen, um dort als Arbeitskräfte für eine Saison im Wesentlichen an Bauern in ländlich geprägten Regionen Württembergs (Oberschwaben und Schwäbische Alb), teilweise auch Badens und Bayerns vermittelt zu werden.

In diesem Zusammenhang kann ich euch noch ein Buch empfehlen von Linard Candreia, der über seine Mutter schreibt, die 1937 geboren und im Südtirol aufgewachsen ist. Das Buch ist romanisch/deutsch geschrieben und heisst „Hanna die Südtirolerin“. Schwabenkinder werden in dem Buch auch beschrieben. Linard Candreia ist 1957 geboren wie ich, und wir haben den engagierten Lehrer schon persönlich getroffen. Christian ist noch am Lesen des Buches. Später kann ich es ausleihen. Linard Candreia würde sich aber sicher freuen, wenn ihr es kauft.

Übrigens sind wir am letzten Samstag, unserem Museumstag auch auf 10000 Schritte gekommen. Am Nachmittag hat das Wetter sich aufgehellt und wir sind noch an der Limmat spaziert.

Habt ihr schon eine der Ausstellungen gesehen? Was habt ihr für Ideen, Bemerkungen? Danke für alle Rückmeldungen. Ich freue mich über jede einzelne.