Reif

Ich bin reif für die Insel. Nein das stimmt nicht. Ich hatte eigentlich viel Ruhe in letzter Zeit, weil mein Knie geschont werden muss. Aber das mit der Schonung liegt mir gar nicht so, habe ich gemerkt.

Es ist fantastische Wetter und nicht zu heiss. Ich schaue grade zu dem Apfelbäumchen, das wir geschenkt bekommen haben von einem Arbeitskollegen von Christian, der wieder nach Finnland zurückgekehrt ist. Er hatte das Bäumchen auf der Terrasse in einem Topf und fand, dass es bei uns im Garten gut aufgehoben sei. Und wirklich, es hat geblüht und trägt genau 10 Äpfel. Doch wie merken wir nun, ob diese Äpfel schon reif sind? Müssen wir in einen reinbeissen, um zu merken, dass er noch ganz sauer ist? Seht euch mal das Bild an. Was meint ihr in Sachen Reife?

Heute habe ich nicht schlecht gestaunt, als ich den Balanceakt einer Spinne beobachtet habe. Das eine Ende des Fadens hatte sie an einer Blume und das andere Ende an einem Farn befestigt. Es sieht sehr notdürftig aus. Dazwischen hat sie angefangen ein Netz zu weben. Sie scheint noch nicht richtig fertig zu sein und schon geht ihr eine Fliege in die Falle. Diese Fliege muss die Spinne nun bearbeiten. Das Unternehmen schwankt lebensgefährlich. Es bläst auch noch ein wenig Wind, um dem ganzen noch etwas mehr Dramatik zu verleihen. Nun gut, vielleicht würde die Spinne einen Absturz überleben. Ich möchte nicht mit ihr tauschen.

Wenn ich schon am beschreiben von winzigen Tieren bin, fällt mir das Buch von Simon Libsig ein, das ich erst kürzlich in der Bibliothek ausgeliehen hatte. Es heisst „Leises Kribbeln“ und Simon Libsig sagt dazu: „Die Idee zu dieser Erzählung kam mir nach einem Spaziergang im Wald. Ich entdeckte zuhause an meiner Jeans eine kleine Ameise. Sie krabbelte aufgeregt an meinem Hosenbein entlang, hin und her, völlig orientierungslos, als suche sie etwas oder jemanden. Mir wurde klar, ich hatte diese Ameise, ohne es zu merken, ihrer Umgebung entrissen.“ Die Hauptperson seines Romans ist ein der 11-jährige „Bettnässerpiratenritter“ Mark Morgan. Die Geschichte ist spannend und geht unter die Haut. Ich habe Simon Libsig das erste Mal als Überraschung an einem Personalabend erlebt. Er hat uns alle völlig in Bann gezogen als Wortzauberer und Slampoet.

Ein weiteres Buch eines Schweizer Schriftstellers haben Christian und ich in den Ferien gelesen, finden es humorvoll und mussten immer wieder lachen. Das Buch von Alex Capus „Mein Nachbar Urs“ können wir nur empfehlen. Auf dem Klappentext steht: „Alex Capus lebt in Olten in der Schweiz, der liebenswertesten Kleinstadt des Universums. Das Leben dort ist übersichtlich und friedfertig – wären da nicht die Nachbarn. Capus hat fünf Nachbarn, die alle Urs heissen. Eigentlich sind es sogar sechs, aber einer will nicht, dass man über ihn schreibt. An milden Sommerabenden trifft Capus sich mit ihnen und lässt sich die Welt erklären.“

Übrigens etwas Gutes haben meine Knieprobleme: ich habe wieder angefangen Flöte zu spielen und es macht mir Spass. Gut idealerweise geht es stehend mit Notenständer besser, aber zur Not geht es auch sitzend mit Beinhochlagerung. Christians Nichte aus Berlin hat mich schon ein paar Mal darauf aufmerksam gemacht: „Spiel doch wieder mal!“ Inspiriert hat mich auch eine Nachbarin der Nichte, die wir während unseres Ferienaufenthalts Flöte spielen hörten. Das klang so schön.

Jetzt ist die Zeit reif, um wieder Flöte zu spielen. Wofür ist deine Zeit reif?

3 Gedanken zu „Reif

  1. Monika Neidhart

    Liebe Rosmarie
    Das mit der Schonung kann ich gut verstehen. Ab und zu sagen mir Freunde, ich sehe müde aus. Dann fühle ich mich auch gleich müde und denke ich muss mich schonen. Bis dahin fühlte ich mich aber gar nicht müde. Wenn ich aber nur da liege und versuche nichts zu machen, nicht einmal zu lesen, dann werde ich schnell kribbelig. Darum nehme ich mir auch deinen Buchvorschlag zu Herzen. Ich bin gespannt….
    Überhaupt – danke für Deine guten Tipps in Deinen Blogs.
    Mit den Äpfeln ist es schon phänomenal – schon in uralten Zeiten brachten sie die Menschen wahrscheinlich zum Staunen. Siehe die berühmt-berüchtigte Geschichte in dem alten Buch Namens Bibel.
    Ganz lieben Grüsse
    Monika

  2. Margrit

    Liebe Rosmarie
    Schon lange wollte ich dich mal fragen, wie es deinem Knie gehe. Ich hoffe, dass du nicht mehr Schmerzen hast. Hast du auch Therapie, oder musst du vor allem Schonen und Hochlagern?
    Dein Apfel sieht gluschtig aus. Ob er schon ganz reif ist? Bei den Tomaten sieht man das besser.
    Es ist schön, wenn du sehen kannst, was du durch deine Schonung erleben kannst, wozu du vielleicht sonst nicht so Zeit hättest. Lesen und Flöte spielen ! Wunderbar !
    Gestern war ich an der Buchtaufe vom Buch“Ein Haus fürs Leben“ von Luise Thut. Sie hat vor 20 Jahren den Hospiz Verein gegründet in der Schweiz. Vor 10 Jahren wurde das Hospiz im Reusspark eröffnet. Nun ist es in Brugg im ehemaligen Spital . Es stehen 9 Betten zur Verfügung, die immer besetzt sind.
    Luise Thut ist 87 Jahre alt, und ihr Buch ist sehr lesenswert.
    Ich wünsche dir gute Erholung für dein Knie und weiterhin gute Ideen zum Schreiben und natürlich köstliche Reife Äpfel.
    Liebe erfrischende Regengrüsse aus Seengen
    Margrit

  3. Ernst Strahm

    Gute Frage, wann die Äpfel reif seien. Wir haben seinerzeit mit dem Grundstück für unsere kleine Siedlung auch einen bescheidenen, knorrigen Apfelbaum übernommen. Er ist mittlerweile ebenfalls über 40 Jahre älter geworden, wird aber von einer Profi-Baumschneiderin gut gepflegt und ist immer noch etwa gleich knorrig und glücklicherweise nicht in die Höhe gewachsen. Ursprünglich trug er drei Apfelsorten (!) , aber der damalige Besitzer des Nachbar-Grundstücks hat ihm mal in einem pathologischen Anfall ohne jede Vorwarnung einen Hauptast mit der dritten Sorte abgehauen – der Baum steht hart an der Grenze und ragt halt hinüber in den Luftraum ennet der Grenze. Aber zwei alte Sorten auf dem gleichen Baum sind doch auch noch etwas besonderes.
    Leider fallen viele Äpfel schon vor der Reife ab. Heute habe ich dieses Fallobst zusammen genommen und auf den Kompost getan. Drei nicht so stark verletzte bzw. angefaulte Exemplare habe ich aber in die Küche gebracht und „aufbereitet“. Beim Essen zeigte sich: die sind tatsächlich noch nicht reif; hart, zähe Schale, wenig Aroma. So werden halt weiterhin unreife Früchte zu Boden fallen, bis ich dann wohl mal im September die letzten Äpfel vom Baum herunter holen kann.
    Ich kann also keinen verlässlichen Rat geben, wann die Äpfel reif sein werden. Vermutlich bleibt nichts anderes übrig als handeln nach dem englische Sprichwort
    „The proof of the pudding is the eating.“
    En Guete!

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