Archiv für den Monat: Juli 2020

Ritual

Wenn ich mich nicht verzählt habe, schreibe ich heute meinen 50. Blogbeitrag. Am schönsten finde ich daran, dass die Ideen einfach so kommen und es mir immer noch Freude macht. Ich sitze im Garten in Mellingen. Ein angenehmer Wind geht und die Wärme lässt sich gut aushalten. Es soll ja noch ein Gewitter kommen, aber darüber schreibe ich heute nicht.

Heute morgen haben Christian und ich unser Ritual gepflegt. Seit April versuchen wir, jeden Tag zu «unserer Bank» zu gehen, die oberhalb dem Weiler Holzrüti liegt. Christian hat diese Bank entdeckt, mich durch Feld-, Wald- und Wiesenwege dorthin gelotst, und ich finde es dort auch besonders schön. Die Bank liegt am Waldrand, an einem Wanderweg, und davor ein grosses Feld. Zuerst wenn wir hinkommen wird genau abgecheckt, ob man die Rigi sieht oder nicht sieht, ganz klar oder im Dunst und überhaupt wie der Himmel aussieht. Eigentlich immer ein wenig anders. Ich könnte stundenlang in den Himmel gucken. Das mache ich oft, wo ich auch immer bin.  

Als zweites beobachten wir was auf dem Feld vor der Bank geschieht. Am Anfang unserer Beobachtungen war noch Wiese, dann eines Tages wurde die Wiese gemäht und Heu gemacht. Das duftete sehr fein. Obwohl eine sehr trockene Zeit folgte, wurde das Feld gepflügt. Wir waren beim Pflügen grade anwesend und schauten interessiert zu. Dann waren wir nicht sicher, ob auch etwas gesät worden war. Doch oh Wunder eines Tages schauten die ersten zarten Pflänzchen heraus. Was soll nur um Himmels willen daraus werden? Es war sehr trocken, aber zum Glück kam die Regenperiode, und siehe da – es wuchsen Maispflanzen, die jetzt schon recht gross sind und uns die Sicht auf das Bauernhaus versperren. Die Rigi sehen wir aber zum Glück noch. Heute war sie zu sehen, jedoch etwas diesig.

Wanderer, Spaziergänger, Jogger, Velofahrer, Reiter kommen an der Bank vorbei, aber zum Glück keine Autos. Auch viele Menschen mit Hunden. Oft sind Mensch und Hund ein Herz und eine Seele. Doch einmal hatten wir unser schlimmstes Erlebnis auf dieser Bank. Ein junger Mann rannte aufgeregt an uns vorbei, immer nach seinem Hund rufend. Er war schon eine Weile weg, da kam plötzlich der Hund zu uns gerannt. Es war ein junger wunderschöner Schäferhund, vielleicht auch ein Mischling. Ich habe grossen Respekt vor Schäferhunden, aber er schaute uns sehr friedlich an und kam ein wenig schnuppern. Dann war der Hund weg, dafür kam wieder der junge Mann und rief. So ging das eine Weile. Wir getrauten uns nicht den Hund festzuhalten. Der junge Mann war viel zu nervös. Irgendwann hat er völlig erschöpft den Hund erwischt und hat ihn geschlagen. Das tat uns so weh. Ich habe keine Ahnung von Hundeerziehung, aber auf diese Weise wird der Hund nicht lernen, zu ihm zurückzukommen.

Mein schönstes Hundeerlebnis hatte ich, als ich zusammen mit der Fondation Barry Erlebnisferien mit Bernhardiner-Hunden für Menschen mit Behinderung leitete. Hunde haben gar keine Vorurteile und lassen sich, wenn sie gut behandelt werden, mit ihrem ganzen «Sein» auf Menschen ein. Sie strahlen eine solche Ruhe aus, dass sich zum Beispiel auch spastische Menschen völlig entspannen können. Ich liebe diese grossen Hunde. Meine Schwester Sylvia hat auch Hunde. Sie hatte mal einen grossen Hund, einen Neufundländer namens «Bess». Das war auch eine gemütliche, liebe Hündin und gut erzogen.

Wir machen grössere und kleinere Runden, um zu unserer Lieblingsbank zu gelangen. Heute sind wir noch weit nach Niederrohrdorf ins Torfmoos gegangen und haben 12000 Schritte gemacht. Der kürzeste Weg zur Bank sind vielleicht 5000 Schritte.

Ich würde mich freuen anlässlich meines 50. Blogs von euch zu hören. Habt ihr auch spezielle Rituale, die vielleicht erst während der Corona-Zeit entstanden sind? Was habt ihr für Beziehungen zu Hunden und vielleicht auch zu Katzen?

Habt ihr übrigens gehört, dass «Bob der Streuner» am 15. Juni 2020 gestorben ist? Das Buch von James Bowen «Bob, der Streuner: Die Katze, die mein Leben veränderte» ist eine wahre Geschichte und so berührend. Ich habe es sehr gerne gelesen. Das Buch wurde 2013 geschrieben und 2016 kam auch ein Film heraus, den ich auch mit Begeisterung gesehen habe.

Inzwischen windet es stark. Ein paar Tropfen sind auch schon gefallen. Ich gehe besser wieder ins Haus. Der 50. Blog ist beendet und ich danke allen, die sich für das Geschriebene immer wieder interessieren. Nur für mich alleine zu schreiben wäre nicht spannend.