Archiv für den Monat: Januar 2022

VHS

Christian und ich waren noch nie in unserem Leben so intensiv zu Hause wie die letzten zwei Jahre. 2020 haben wir alle unsere Reisen abgesagt und 2021 haben wir gar keine Reisen mehr geplant. Wir gehen in der Umgebung spazieren und kennen bald jeden Baum und jeden Stein. Ganz entsetzt haben wir gestern festgestellt, dass viele Bäume im Mellinger Wald gefällt wurden. Ob das wirklich sein musste? Jeden Abend schauen wir uns bewusst den Himmel mit all seinen Farben und Grauschattierungen an und das gibt uns ein Gefühl der Weite. Mittagessen kochen macht uns Freude. Wir kochen nicht kompliziert und gourmet-artig aber sozusagen «ff» fein und frisch. Wir versuchen, keinen Foodwaste zu produzieren. Wir unterstützen auch die Organisation «Tischlein deck dich», die im letzten Jahr 5182 Tonnen einwandfreie Lebensmittel für Armutsbetroffene gerettet hat.

Trotz intensivem zu Hause sein haben wir letzthin mit Freunden abgemacht und wollten uns die Ausstellung Camille Pissarro im Kunstmuseum Basel anschauen. Aber zwei Tage vorher fing mein rechtes Knie zu schmerzen an, ich konnte kaum mehr gehen und musste absagen. Das Knie wurde behandelt und jetzt geht es wieder. Und jetzt bin ich wild entschlossen die beiden angekündigten Ausstellungen von zwei Malerinnen in meinen beiden Lieblingsmuseen zu besuchen. Ich freue mich auf die Ausstellung in der Fondation Beyeler von GEORGIA O’KEEFE 23.1.-22.5.2022 und im Zentrum Paul Klee von GABRIELE MÜNTER vom 29.1.-8.5.2022!

Momentan ist eine unserer hauptsächlichen Tätigkeiten Entrümpeln. Das wird unsere Aufmerksamkeit noch länger in Anspruch nehmen. Ihr glaubt nicht, was sich in einem grossen Haus alles verstecken lässt. Ich bin immer ganz glücklich, wenn ich Sachen noch weitergeben kann und nicht entsorgen muss. Im Moment schauen wir alle unsere Filme durch. Wir haben noch ganz viele VHS Filme, die natürlich keiner mehr will. Christian überspielt die besten Filme auf DVD. Es ist uns klar, dass wir auch mit DVD total veraltet sind. Heute streamt man vor allem auf Netflix. Wir geniessen es, viele alte Filme anzuschauen. Am letzten Freitag haben wir Yentl gesehen. Ein toller Film mit Barbra Streisand. Wir haben auch Filme mit uns als Hauptdarsteller entdeckt: mein 40. Geburtstag (1997) und im Helikopter über Maui (1998).

Das war schon ein besonderes Erlebnis, den Film von meinem 40. Geburtstag wieder zu sehen. Ganz viele Personen im Film leben nicht mehr. Andererseits sind Kinder drauf, die jetzt auch schon bald 40 sind und selber Kinder haben.  Die Zeit läuft und wir verändern uns. Aber je älter ich werde, desto mehr spüre ich auch die Unvergänglichkeit der Seelen. Mein Innerstes ist seit der Geburt dasselbe geblieben und trägt mich durch das Leben. Wir sind mit allen Menschen und dem Universum verbunden. Zu diesem Fazit kommt auch der deutsche Komiker und Autor Hape Kerkeling am Schluss des Buches und Filmes «Der Junge muss an die frische Luft», den wir gestern gesehen haben.

Hape Kerkeling war auf dem Jakobsweg und sein Buch und der Film «Ich bin dann mal weg» sind auch sehr bekannt. Ich lese immer wieder gerne Bücher über das Pilgern. Ein ganz spannendes und humorvolles Buch über monatelanges Wandern habe ich kürzlich gelesen und kann es sehr empfehlen. Rebecca Maria Salentin ist auf dem Weg der Freundschaft von Eisenach nach Budapest gewandert. Das Buch heisst Klub Drushba (Freundschaft auf russisch). Diesen Klub gründete sie zusammen mit ihren Freundinnen und Freunden, die sie in irgendeiner Form auf dem Weg begleiten.

Ich danke allen, die auch mich auf kürzeren oder längeren Strecken begleiten und mir immer wieder neue Inspiration und Hoffnung geben. Eine Pilgerwanderung traue ich mir nicht zu, aber sind wir nicht alle auf dem Lebensweg?