Klopf, klopf

Am Karsamstag Abend haben wir einen Film im Fernsehen gesehen, der uns sehr beeindruckt hat. Er beschreibt das Leben von Bertha von Suttner und Alfred Nobel und heisst «Eine Liebe für den Frieden». Der Film ist bis 23. April noch in der Mediathek bei 3Sat verfügbar.

Bertha von Suttner lebte von 1843 bis 1914 und wurde 1905 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. 1876 heiratete sie heimlich einen 7 Jahre jüngeren Mann, Arthur von Suttner, der darauf von seiner Familie enterbt wurde. Das Ehepaar zog in den Kaukasus nach Georgien und lebte dort unter schwierigen Verhältnissen. 1877 nahm der Russisch-Türkische Krieg seinen Anfang. In dieser Zeit begannen beide auf unterschiedliche Weise über den Krieg zu berichten. Ich war sehr erstaunt im Film zu sehen, dass die Post damals so gut funktioniert hat (man stelle ich vor, dass es kein Internet gab). Alfred Nobel und Bertha von Suttner waren gute Freunde und haben sich viele Briefe geschrieben.

Ein wichtiges Zitat von Bertha von Suttner:

«Keinem vernünftigen Menschen wird es einfallen, Tintenflecken mit Tinte, Ölflecken mit Öl wegwaschen zu wollen. Nur Blut soll immer wieder mit Blut abgewaschen werden»

Wann können wir Menschen aufhören mit dem Krieg? Wir sind eine Menschheitsfamilie.

Ich habe auch noch ein Buch über den Krieg gelesen, das mir von mehreren Postcrossern gleichzeitig empfohlen wurde. Es heisst «Stay away from Gretchen. Eine unmögliche Liebe» von Susanne Abel. Es werden unglaublich viele Themen in dem Roman beschrieben, auch dass viele uneheliche Kinder von schwarzen US-Soldaten und deutschen Frauen in USA zur Adoption in schwarzen US-Familien vermittelt wurden.

Im Buch werden – wie im Film – aber nicht nur Krieg und Unmenschliches, sondern auch Hoffnung, Liebe und Mitmenschlichkeit beschrieben, sonst hätte ich es gar nicht lesen können. Auch in den dunkelsten Zeiten erfahren Menschen immer wieder Lichtblicke. Nach Karfreitag kommt Ostern. Nach dem Winter kommt der Frühling. Ich erlebe den Frühling jedes Jahr intensiver. Ist es nicht unglaublich, was für bunte Blumen aus dem Boden spriessen, wie wunderschön die Bäume blühen, wie herrlich die Vögel singen und spielerisch frei die Schmetterlinge herumflattern?

Unsere Spaziergänge im Wald bedeuten mir sehr viel. Es für mich die beste Möglichkeit zu einem inneren Frieden zu finden. Die Vielfalt der Natur macht glücklich. Die Natur vermittelt sogar Humor und Lachen und entspannt ungemein. Letzthin waren wir auch wieder unterwegs im Wald. Da fing es an zu klopfen. Ein Specht? Einmal klopfte es aus der einen Richtung, dann wieder aus der anderen. «Dieser Specht ist ja wirklich am Herumsausen», sagte ich zu Christian, «ich möchte zu gerne mal einen sehen»! Und wirklich als wir den kleinen Weg nach links abbogen, sahen wir den schönen Specht. Er war viel kleiner als ich gedacht hatte. Und da klopfte es wieder aus einer anderen Richtung und da war noch ein zweiter Specht. Ja zu zweit kann man die dummen Wanderer schon ziemlich verwirren. Wir mussten herzlich lachen.

Ich habe eine wunderschöne Karte aus St. Petersburg bekommen. Die Postcrosserin schreibt: «What could be more beautiful than the singing oft he birds! These sounds give a sense of inner balance and harmony with nature!» (Was kann schöner sein als das Singen der Vögel! Diese Klänge geben ein Gefühl von innerer Ausgeglichenheit und Harmonie mit der Natur!). Dieser Meinung bin ich auch.

Setzen wir uns ein für den Schutz der Menschen und der Natur!

4 Gedanken zu „Klopf, klopf

  1. Monika Neihart

    Liebe Rosmarie
    wir haben den Film auch gesehen! Ich fand es auch sehr bemerkens-wert, mit Betonung auf WERT, wie damals die Menschen be-wertet und taxiert wurden. Bertha von Suttner hat dies auch am eigenen Leib erfahren.
    Diese schöne Karte stimmt einem zuversichtlich! Manchmal schaue ich unseren Enkeln beim Spielen zu und denke mir: Was erleben sie in dieser, in der zukünftigen Welt?
    Aber – sehen wir österlich in die Zukunft!
    Liebe Grüsse
    Monika

  2. Heidi Monnerat

    Liebe Rosemarie
    Wunderschöne Briefmarken! vielen Dank für deinen neuen Blog.
    Ich freue mich jedesmal von dir zu lesen. Ich habe beides Buch und Film von denen du schreibst gelesen , gesehen und möchte noch ein weiteres Buch hinzufügen.
    „Unter der Drachenwand“ ist ein Buch von Arno Geiger der den „König im Exil „geschrieben hat. ein Buch über das Ende des letzten Weltkriegs aus der Perspektive verschiedener Menschen die in Briefen ihre Nöte und Aengste beschreiben, sehr empfehlenswert.
    Ich sehe immer wieder wie sehr du und Christian die Natur um euch herum geniesst.
    Jetzt ist der Frühling in all seiner Grosszügigkeit wiedergekehrt.
    Er verspricht , dass es immer weitergehen wird, und dass wir nicht aufhören sollten das Schönste im Kleinsten aufzuspüren und zu sehen.
    Herzliche Grüsse Heidi

  3. Veronika Koch

    Liebe Rosemarie

    Ich habe den von dir beschriebenen Film auch aufenommen, allerdings noch nicht angeschaut. Freue mich aber schon drauf.

    Den Krieg, so schrecklich und brutal und unmenschlich er ist, habe ich in den zwei vergangenen zwei Tagen fast komplett ausgeblendet. Weil ich mich völlig voll Frühling gesogen habe. Ich habe – ehrlich – in den Farben geschwelgt. Bei uns in den Voralpen hinken wir mit der Natur jahreszeitlich ja immer etwas hinter dem Mittelland her. Und so habe ich unsere zwei Velotouren heute und gestern in der Ebene unten unglaublich genossen.
    Ich hatte vorher einen Schreibimpuls zum Thema Wonne von Barbara Pachl-Eberhard gelesen.
    Die Aufgabe bestand dabei darin, zu beschreiben, was sich Wonnigliches von der eigenen Nase abspielte und dabei möglichst viele Wörter zu verwenden, in denen der Buchstabe «W» vorkam. Vorne oder irgendwo mittdrin. Mit diesem gedanklichen W sollte über die Aussprache und das Formen des Buchstabens mit den Lippen auch der ganze Körper mit einbezogen werden.

    Und jetzt dachte ich mir, dass mein Text wunderbar zu deinem Frühlingsempfinden passt. Auch mir ging es so, dass ich unglaublich erfüllt und dankbar und energiegeladen wieder zu Hause ankam.
    Falls du also Lust hast, meiner Wonne zu folgen, dann lies einfach weiter. Lustig ist auch lautes Vorlesen, da kommen die W noch viel besser zur Geltung.

    Kundermuntere Grüsse aus dem Wägital. Veronika

    Frühlingswonne

    Wir haben uns heute eine Oster-Radtour vorgenommen. Wollen einfach auch irgendwohin. Die Sonne strahlt vom wolkenlosen Himmel. Alles wirkt in der trocken-kalten Luft des Nordwindes wie frisch gewaschen. Leuchtend und klar.

    Wir wuchten unsere Velos auf den Träger und parken unseren Wagen in Schänis. Die blumenüberwachsenen Werbetafeln an der Waschstrasse neben dem Baumarkt beschwören uns in dreifacher Ausfertigung, dass wir es jetzt anpacken. Wir lassen uns das nicht zweimal sagen. Bewegen wollen wir uns ja auch.

    Wir folgen dem wunderbar beschilderten Veloweg Nr. 4. Der Rückenwind schiebt uns wirkungsvoll auf dem Linthdamm Richtung Walensee. Rechterhand das glitzernde Wasser des Kanals. Linkerhand die blühenden Wiesen des ehemaligen Sumpfgebietes. Seine Entwässerung liess wertvolles Kulturland entstehen, in das nach wie vor noch einige naturschütztende Weiher eingebettet sind.
    Wir haben kein konkretes Wunschziel. Lassen es einfach darauf ankommen, wie weit wir mögen. Folgen der Route auf winzigen Strässchen kreuz und quer durch Wohngebiete mit verwirklichten Haus- und Gartenträumen. Etwas weiter Schrebergärten-Wellness-Anlagen. Polsterstauden wachsen über Steine. Überwuchern sie mit Frühlingsfarben. Rosa-Wattebällchen-Wolken überziehen die Kirschbäume und kleiden sie in wallendes Tüll. Zwischen den Dörfern die weiten Wiesen der Linthebene. Getupft im warmen Gelb der unzähligen Löwenzahnblüten. Windbewegt wackeln alle mit ihren Köpfen. Das Gras wogt in silbernen Wellen. Die zart-grünen Birkenäste wedeln fröhlich.

    Wir geniessen den Schwung von hinten. Die behaglich wiederkäuenden Kühe, die den Winter vergessend, die Wiesen wiedererobern. Die Apfelbaum-Allee, die unseren Veloweg in ihre Mitte nimmt und mit ihren weiss blühenden Ästen in ein Hochzeitsspalier verwandelt. Währenddessen windet sich nebenan die kleine Linth durch die Wiesen. Hin und wieder ein Wehr, das Wasser von ihr abgezweigt und in kleine Werkskanäle leitet. Unzählige Webereien, Zwirnereien und kleine Fabriken waren in vergangenen Jahrhunderten auf das Flusswasser zur Energiegewinnung angewiesen. Heute werden die alten Gebäude meistens anderweitig genutzt. Die Gewerbe wurden von der Zeit überholt. Rund um sie herum wuchsen Industriegelände aus dem Boden. Unser Weg führt mitten durch Fabriken, Baustofflager und Werkstätten. Schilder werfen uns Werbeslogans zu, warnen uns vor Ausfahrten, wünschen uns viel Erfreuliches, heissen uns willkommen und freuen sich rückblickend auf ein Wiedersehen.

    Rastend lassen wir unsere Blicke an den steilen Felswänden emporwandern. Ganz oben ist noch Winter. Schneefelder auf dem Gipfel und in sonnenabgewandten Winkeln verweisen noch die Nähe der weissen Jahreszeit. Auf den Höhen der anderen Talseite sonnenbeschienene Hänge, die sich mit spriessendem Grün gegen die winterliche Farblosigkeit wehren.

    Im Tal ist der Frühling Wirklichkeit. Wir radeln trotz frischer Brise ohne Jacke und geniessen unseren Kaffee an einem windgeschützten Fleckchen in der Sonne. Viele Menschen, die uns begegnen, haben den Garderoben-Wechsel auf ihr Sommergewand bereits vollzogen. Andere tragen Mützen und wickeln sich in Winterjacken. Allen gemeinsam ist der Wille, draussen zu sein. Viele radeln wie wir. Andere jagen auf ihren Rennrädern Weltrekorde. Manche wandern mit Hunden, Minishettlandponys, Rössern und Kinderwagen. Alles ist in Bewegung. Menschen, Tiere und Pflanzen.

    Wir bemerken, dass unsere Tour von den unterschiedlichsten Wegen begleitet wird. Von murmelnden, plätschernden, wirbelnden, strömenden Wasserwegen. Von Schienenwegen, die in bewährter Zuverlässigkeit auch den hintersten Winkel des Glarnerlandes erschliessen.
    Wir Velofahrer werden dem Landwirtschaftsverkehr zugeordnet und dürfen die Nebensträsschen benutzen. Dann sind da auch noch die Hauptstrassen und Autobahnen, auf denen Wagenkolonnen den Weg zu Osterbesuchen oder in die warmen Gefilde des Südens unter die Räder nehmen. Weil man das an Ostern so macht.

    Das wollen wir nicht. Wuselnde Menschenansammlungen und kilometerlange Warteschlangen wünschen wir uns nicht für die freien Tage. Wie schön ist es doch schon in der näheren Umgebung. Wieder am Auto sind wir wunderbar durchgepustet, windverwuschelt und wirklich wunschlos glücklich.

  4. Matthias Künzi

    Herzlichen Dank Rosemarie für deine Zeilen, die immer inspirierend und Lebensmut machend sind 🙂
    Seit gut einem Jahr leben wir ja im Toffehölzli, wie das Quartier ausserhalb Belp kürzlich von einem Nachbarn liebevoll bezeichnet wurde.
    Und: die Vögel sind tatsächlich auch hier eine INSPIRATION!!! Meine neue CD „mundART“, welche am 21. Mai „getauft“ wird, schliesst mit dem Song „Schwalbe“. Ihr Tanz hat mich letzten Sommer dazu inspiriert. Nun warte ich sehnlichst auf ihre Rückkehr von Afrika.
    Frohe Frühlingsgrüsse sendet euch euer ergebener Matthias

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