Archiv des Autors: Rosemarie

Leinen los

Am 10. Oktober 2014 habe ich meinen ersten Rosieblog geschrieben und heute am 15. November 2023 schreibe ich meinen siebenundsechzigsten und meinen letzten. Das heisst natürlich nicht, dass ich das Schreiben aufgebe. Ich trete aber im Moment lieber mit einzelnen Menschen in Kontakt und möchte keine Mailingliste mehr haben. Mit einigen von euch schreibe ich auch jetzt schon Karten und Briefe hin und her und das möchte ich noch weiter ausbauen. Wisst ihr, dass wir enorm veraltet sind, wenn wir noch von Hand schreiben? Hoffentlich erlebe ich es nicht mehr, dass die Briefpost ganz abgeschafft wird.

Von einer Lehrerin habe ich gehört, dass die Handschrift in der Schule kaum mehr gepflegt wird. Die Kinder sitzen sehr oft vor ihren Tablets und müssen so Aufgaben lösen. Viele Kinder können kaum mehr von Hand schreiben. Ich war so was von stolz als ich als Kind schreiben gelernt habe. Natürlich kann ich mich auch daran erinnern, dass es Kinder gab, die Mühe hatten und nicht so begeistert waren wie ich. Ich schrieb noch mit Bleistift und auch mit Tinte. Oft gab es auch unschöne Stellen, wenn ich zuviel radierte oder auch die Tinte verschmierte.

Dieses Jahr gab es wieder tolle Briefmarken bei der Schweizer Post. Es gibt auch einen Wettbewerb, bei dem man abstimmen kann, welches die schönste Marke des Jahres 2023 ist. Aber leider wird das Porto ab Januar 2024 schon wieder erhöht. Ich werde mir also zu Weihnachten Kostbarkeiten wie Briefmarken wünschen um weiter schreiben zu können. Nun muss ich aber auch sagen, dass ich ganz gerne Emails und Whatsapp schreibe und es ist ja auch wunderbar, dass man sich gegenseitig tolle und aktuelle Fotos schicken kann. Christian war mit der Welt vernetzt, als er letzte Woche notfallmässig ins Krankenhaus musste. Wir erfuhren beide wertvolle und liebevolle Zuwendung und Unterstützung über das Handy. Ihr seht ich bin hin- und hergerissen, was ich gut und was ich schlecht finden soll.

Ich habe neu angefangen, Collagen aus Bildern und Wörtern zusammenzustellen. Das macht mir riesigen Spass. Obwohl wir einen «Keine Werbung» Kleber haben, bekommen wir immer noch viele Prospekte und ich habe auch noch alte Zeitschriften. Dann ich schneide ich Wörter aus, die mich ansprechen und auf dem Blatt ergibt sich dann irgendetwas daraus. Mich beflügeln diese Aussagen meistens sehr. Bestimmt erkennt ihr gewisse Teile der Collage im Titelbild und woher sie stammen. Zum Beispiel «Aus Liebe» von Volg.

Ich bin weiterhin sehr offen für Buch- und Filmtipps. Auch Empfehlungen für Ausstellungen in Museen begeistern mich, eigentlich alles Kulturelle. Vielleicht können wir so noch im Austausch bleiben. Mein letztes Buch aus der Bibliothek Mellingen kann ich sehr empfehlen. «Paradise Garden» von Elena Fischer (für den Deutschen Buchpreis 2023 nominiert). Es ist total spannend, wie die Lebensgeschichte von Mutter, Tochter und Grossmutter Stück für Stück erzählt wird. Es ist auch fantasievoll und poetisch, was mir natürlich sehr gefällt. Übrigens werden am 7. Dezember 2023 ab 16.30 Uhr in der Bibliothek Mellingen wieder Bücherneuheiten für Erwachsene präsentiert und gleichzeitig ist noch Adventsfenstereröffnung mit Apéro. Ich freue mich darauf.

Zum Schluss muss ich euch noch über unser Projekt «Besuch aller Kantonshauptstädte im 2023» berichten. Das war einfach eine grossartige Idee und ich kann nur sagen, wie auf der Collage: Leinen los für den Fluss der Lebensenergie und hier kommt Spass ins Spiel! Einige Städte kannten wir vorher nicht oder nicht gut. Es gibt immer etwas Neues zu entdecken. Einfach drauflos ohne Vorbereitung! Oft hatten wir auch noch Glück, das etwas Besonderes wie eine Freiluft-Karikaturen-Ausstellung in Delémont oder Winzerfest in Neuenburg stattfand. Die Wochenmärkte schienen immer dann stattzufinden, wenn wir da waren. Ganz besonders toll ist der Solothurner Märet am Samstag. Wir haben 18 Hauptstädte geschafft und sind froh, dass noch 8 Entdeckungen übrig bleiben für Dezember und das neue Jahr. Als Alternativprogramm zu den Städten gibt es ja immer auch die Möglichkeit, die vielen Seen in der Schweiz zu erleben und zu befahren, was wir dieses Jahr auch ausgiebig gemacht haben.

Wie gesagt würde es mich freuen persönlich im Kontakt zu bleiben und vielleicht auch Advents- oder Weihnachtspost zu erhalten. Ich schreibe zurück. Wir wollen doch die Briefpost in der Schweiz nicht sterben lassen! Bestimmt stimuliert das von Hand schreiben beide Hirnhälften ganz tüchtig und das kann uns im Alter nur zugute kommen. Ausserdem ist das einzig Friedliche was wir tun können, selber in Liebe unterwegs zu sein.

Behüte euch Gott!