Archiv für den Monat: Oktober 2014

Mein vertrautestes Gebäude

Gestern Abend waren Christian und ich im Kurtheater Baden. Als ich so im Zuschauerraum sass und auf den Beginn des Theaterstücks wartete, kam mir in den Sinn, wieviele Jahre ich schon in diesem Haus ein- und ausgehe. Ausgelöst wurden diese Erinnerungen, weil so viele junge Leute links und rechts von uns sassen. Es machte den Anschein, dass ganze Schulklassen anwesend waren. Mir kam in den Sinn, dass wir in der Bezirksschule auch Vorstellungen besuchten. Welches war wohl die erste? Vielleicht Nathan der Weise von Lessing?

Doch ich war auch schon als kleineres Kind im Kurtheater Baden. Ich habe Märchenvorstellungen besucht mit meinen Eltern. Ich bin sogar selber auf der Bühne gestanden und muss während dieser Erinnerung heimlich schmunzeln. Damals war ich doch tatsächlich im Ballett und hatte einen grandiosen Auftritt als kleine Blume. Meine Ballett-Karriere war allerdings schnell beendet. Die Abenteuer bei den Pfadfindern haben mir später mehr Spass gemacht.

Wenn ich es mir so überlege, ist das Kurtheater Baden das älteste und vertrauteste Haus, das ich kenne und immer wieder betreten kann. Die Wohnungen und Häuser meiner Eltern, Grosseltern und Urgrosseltern kann ich nicht mehr betreten, denn es wohnen fremde Leute drin. Das Kurtheater Baden ist mir irgendwie Heimat, engt mich aber nicht ein sondern eröffnet mir immer wieder neue Welten.

Unglaublich viele Vorstellungen, von unmöglich bis ganz wunderbar, habe ich in diesem Haus schon gesehen mit meinen Eltern, mit Freundinnen und Freunden und natürlich mit Christian. Auch dieses Jahr habe ich für die Winterzeit wieder ein paar Vorstellungen ausgesucht. Wie wohl die heutige sein wird?

Die Schweizer Erstaufführung von „Supergute Tage – oder die sonderbare Welt des Christopher Boone“ (nach dem Roman von Mark Haddon, von Simon Stephens, Deutsch von Barbara Christ) war einfach überwältigend gut. Auch die vielen jungen Leute waren begeistert. Supergute Tage ist eine Familiengeschichte, die fast wie ein Krimi aufgebaut ist und daher schon spannend ist. Ausserdem wird sehr einfühlsam das Asperger Syndrom (leichte Form von Autismus) thematisiert. Unter www.theaterkantonzuerich.ch kann man sehen, wo es noch weitere Vorstellungen gibt.

Als Schreiberin von Rosie’s Blog muss ich natürlich auch das Buch „Das Rosie-Projekt“ von Graeme Simsion empfehlen. Daily Express schreibt darüber: „Ein Märchen für unsere Zeit, das die erlösende Kraft der Liebe feiert.“ Ich habe es sehr gerne gelesen und viel gelacht. Don Tillmann mit Asperger Syndrom lernt die ganz andere Rosie kennen. Ich leihe das Buch gerne aus.

Ganz interessant fand ich auch das Buch von Peter Schmidt, der selber Autist ist und sehr lange nicht gewusst hat, was mit ihm los ist. Seine Eltern sind immer zu ihm gestanden und er hat nach vielen Verwirrungen eine Frau gefunden. Er hat seine Erlebnisse und Erfahrungen selber aufgeschrieben in seiner eigenartigen Sprache. Auch dieses Buch – Ein Kaktus zum Valentinstag – wurde mir empfohlen, und ich bin dankbar dafür. Selber konnte ich auch mit Peter Schmidts Buch jemandem entscheidend helfen, einen autistischen Freund besser zu verstehen. Peter Schmidt hat auch eine interessante Website.

So das wären meine Empfehlungen für heute! Wie ihr schon gemerkt habt, kommen die Blogs nicht in gleichen Zeitabständen. Manchmal lege ich mir einen Text im Kopf zurecht und komme gar nicht dazu ihn aufzuschreiben. Heute hat es geklappt. Übrigens glauben Christian und ich auch oft, für das Theater keine Zeit zu haben. Wir sind eigentlich zu müde und zu gestresst und haben sowieso viel zu viel los. Und nach der Vorstellung sind wir meist ganz beglückt, so wie gestern.