Archiv für den Monat: April 2015

Zoltan und ich

Letzte Woche war ich in den Barryferien. Genauer gesagt: ich hatte die Leitung einer Ferienwoche für Menschen mit einer Behinderung im Ferienhaus der arwo in Seengen am Hallwilersee. Das Besondere an dieser Ferienwoche war, dass eine Heilpädagogin der Fondation Barry mit drei Bernhadinerhunden dabei war. Auf der Website könnt ihr Fotos von den Hunden sehen, die wir kennengelernt haben. Sie heissen Halix, Cheyenne und Zoltan. Zu Anfang haben mir die riesigen Hunde schon ziemlichen Respekt eingeflösst. Doch Bernhadiner sind wirklich ganz zutraulich zu Menschen. Gegenüber anderen Hunden können sie hingegen manchmal schon ihre Zähne zeigen.

Wir hatten unglaubliches Glück mit dem Wetter und konnten bis abends draussen sein. Die Hunde hatten auf uns alle eine entspannende Wirkung. Es war auch wunderschön, die verschiedenen Stimmungen am See mitzuerleben. Falls jemand den Hallwilersee noch nicht kennen sollte, lohnt es sich auf jeden Fall mal eine Wanderung oder Schifffahrt zu machen. In 5 Stunden könnte man den ganzen See zu Fuss umrunden (22 km). Das habe ich aber bis jetzt noch nicht geschafft.

Ich bin eher eine Spaziergängerin, so bis höchstens 3 Stunden. Mein Schrittzähler ist immer noch in Betrieb. In Seengen habe ich an einem Tag 15000 Schritte geschafft. Ich lese sehr gerne Berichte über lange Wanderungen, zum Beispiel auf dem Jakobsweg. Am Ziel des Jakobwegs, in Santiago de Compostela, bin ich schon gewesen. Freunde hatten uns eingeladen und wir sind hingeflogen. Wir verbrachten wunderschöne Tage in Galizien.

Zum Thema Wandern oder Pilgern auf dem Jakobsweg möchte ich den Film „Pilgern auf Französisch“ empfehlen. Den habe ich mir schon mehrmals angesehen. 3 Geschwister, die sich überhaupt nicht leiden können, sollen sich gemeinsam einer Reisegruppe nach Santiago de Compostela anschliessen, bevor sie ihr Erbe ausbezahlt bekommen. Es ist unglaublich, was diese Reisegruppe alles erlebt, bevor sie am Ziel ankommen. Die DVD kann bei mir ausgeliehen werden.

Spannend fand ich auch das Buch von Hape Kerkeling (bekannter TV-Entertainer aus Deutschland) „Ich bin dann mal weg“. Er kann sehr gut beschreiben, was so innerlich bei ihm passiert auf der Wanderung (800 km) nach Santiago de Compostela. Der Anfang war gar nicht einfach für ihn, weil er überhaupt nicht trainiert war. Er hat es aber trotzdem geschafft. Er hat sich einen knallroten Rucksack gekauft, damit man ihn aus der Luft gleich erkenne, wenn er tot umfallen sollte.

Vor kurzem habe ich das zweite Buch von Hape Kerkeling, „Der Junge muss an die frische Luft“ an einem Wettbewerb gewonnen. Ich habe es in einem Zug durchgelesen. Er beschreibt seine Kindheit entwaffnend ehrlich und mit grossem Humor. Eine der frühesten und glücklichsten Erinnerungen verdankt er seiner Grosstante Lore. Sie fand, dass der Junge an die frische Luft müsse und schob ihn Tag für Tag im geflochtenen Kinderwagen über Feldwege mit Blumen am Wegrand. Dabei redete sie unaufhörlich auf ihn ein, und ihr Redefluss wurde nur ab und zu durch ein glucksendes Lachen unterbrochen. Es ist ein versöhnliches Buch, das auch Verständnis für die ganz schweren Situationen in seinem Leben aufbringt. Seine Mutter hat sich das Leben genommen. Sie war psychisch krank. Seine ersten komödiantischen Einlagen sind entstanden, weil er seine Mutter aufheitern wollte.

Viele wichtige und unwichtige Erlebnisse und Erfahrungen machen uns zu den Menschen, die wir heute sind und irgendwie ist doch jeder Mensch etwas ganz besonderes – oder etwa nicht?