Internet

Es heisst immer wieder, dass Computer und Internet einsam machen. Es gäbe Menschen, die nur noch vor dem Computer sitzen würden und keine persönlichen Kontakte mehr pflegten. Solche Menschen mag es wohl geben. Doch ich wage zu behaupten, dass Christian und ich durch Internet mehr persönliche Kontakte gefunden als verloren haben. Ein besonders lustiges Beispiel möchte ich nun erzählen.

Christian hat sich schon in den Neunzigerjahren eine eigene Website zusammengebastelt. Weil er damals auch mit Begeisterung Romanisch lernte, entwarf er sie auch in Romanisch. Verner Solèr, ein Heimweh-Bündner aus dem Lugnez, lebte und arbeitete in Los Angeles. Voller Freude entdeckte er romanische Worte von Christian im World Wide Web. Er nahm sogleich Kontakt auf, und die beiden schrieben sich ab und zu ein paar Worte in Romanisch. Als Verner wieder einmal im Lugnez in den Ferien war, verabredeten wir uns, lernten auch seine Eltern und das schöne Dorf Vrin kennen. Im Jahre 1998 machten wir dann eine USA-Reise und besuchten Verner in Los Angeles. Der Kontakt wäre schon längst abgerissen, gäbe es nicht das Internet. Auf Facebook erfuhren wir, dass Verner eine Foto-Ausstellung in Winterthur vorbereitet.

Am letzten Freitag waren wir an der Vernissage von „Bilder eines Emigranten“ und sind ganz begeistert. Wir möchten die Ausstellung sehr empfehlen:

14. November – 13. Dezember 2014 in Kunst im Bauhof, Steinberggasse 61, 8400 Winterthur, Freitag 10-12 und 17-19 Uhr und Samstag 11-15 Uhr geöffnet, weitere Informationen unter www.kunst.bauhof.ch. Eine interessantes Interview mit Verner kann man  hier anhören.

An der Finissage am 13. Dezember 2014 gibt es eine Lesung mit seiner Schwester Pia Solèr aus ihrem Buch „die Weite fühlen, Aufzeichnungen einer Hirtin“, um 13.30 Uhr. Ich habe das kleine Büchlein in meiner Lieblingsbuchhandlung und Papeterie Maggi in Ilanz entdeckt. Es hat mich sehr angesprochen und ich möchte einen Abschnitt daraus zitieren:
„Mein Bruder wohnt in Los Angeles. Er meinte einmal, du vereinsamst ja, wenn du so viel alleine bist! Ich war damals bei ihm zu Besuch und sagte, hier in Los Angeles, wo man die Nachbarn nicht kennt und die Kriminalität spürt, hier würde ich vereinsamen. Bellt ein Hund um Mitternacht, höre ich einen Knall, und das Gebell verstummt. Mir bleibt das Herz stehen, mein Bruder empfindet das als normal. Wenn man dort lebt, muss man das so auffassen, sonst geht man wahrscheinlich kaputt.
Die Einsamkeit auf der Alp ist ganz anders, ich bin ja nie alleine, die Hunde sind immer bei mir und rundum sind Tiere, Elfen und Feen. Aber auch hier braucht es Stärke, um mit allem fertig zu werden. Der grösste Feind liegt in einem selber. Ihn oder den Freund in sich, beide kann man nähren. Die Auseinandersetzung mit sich selber ist unumgänglich. In der Stadt oder im Dorf kann man davor besser flüchten und sich ablenken. Man kann sich faul berieseln lassen.“

Am besten hat uns das Bild „Julia mit den Zicklein 2010“ von Verner gefallen. Er schreibt dazu: „Unsere Nachbarin Julia ist bekannt, dass sie ihre Geissen verwöhnt, vor allem die kleinen Zicklein. Sie liebt sie und diese Julia auch. Immer noch sind die Tiere für die Bauern im Dorf empfindsame Lebewesen. Diese persönliche Beziehung zwischen dem Bauer und seinen Tieren ist selten geworden in der heutigen industriellen Tierhaltung, bei der Tiere als lebendes Inventar betrachtet werden.“

3 Gedanken zu „Internet

  1. Silvia Weidmann

    Mit der Natur, den Tieren zu leben, das wird auch immer meine Sehnsucht bleiben. Die Stille, dort draussen tut manchmal weh, (vor lauter Stille hört man nichts), aber als Landei werde ich das immer missen. Nun lebe ich schon lange im Getümmel der Stadt und sehe vor allem was jetzt alles so läuft in der Menschenmenge, und das kann ganz schön schmerzen, mehr als in der Stille!
    Ja, das Internet ist wirklich etwas Gutes, man kann in Stille kommunizieren…
    Liebe Grüsse. Silvia

  2. Doris Horisberger

    liebe Rosmarie

    ja das web ist sicher nützlich für Beziehungen in der weiten Welt, ja. Irgendwann nehme ich mir mal die Zeit……… um facebook tauglich zu werden. Bin so vergesslich, Kennwörter merken, ..bbbrrrr. Und schon habe ich keinen Zutritt mehr. Etwas beunruhigt ja schon, dass google zum Beispiel alle möglichen Daten sammelt und womöglich weiter …ich weiss auch nicht was. Ja klar ich habe nichts na oder ja fast nichts zu verbergen..schon dieses fast ist doch suspekt was meinsch??

    Im Moment habe ich allerdings, so fühlt es sich an, für nichts Zeit. …. hatten grad eine sehr interessante Weiterbildung zum Thema Zeit. Wir haben genug scheins, sagt Karlheinz Geissler …es kommt ja jeden Tag neue dazu. Zuviele Ablenkungen keine Tiefe ..zuviele Hüte. Darüber will ich mal brüten über die besagten kommenden Tage.

    Etwas soll sicher sein backen, basteln, Kerzenschein

    Freue mich auf Januar 14.1.15

    liebe Gruess
    Doris

  3. Monika Neidhart

    Liebe Rosmarie
    wir waren weg – nun lese ich Deinen Blog erst jetzt. Er ist spannend, wie immer. Internet: Da hast du sicher recht. Manchmal nerve ich mich aber auch darüber. Oder vielmehr – über mich selber, weil ich immer schauen muss, was es neues gibt.
    Elfen und Feen: Die findet man auch bei uns an der Limmat. Man muss nur ganz still sein und sein Inneres sensibilisieren….
    Ich wünsche Dir und Christian viele gute Erfahrungen – das bleibt sicher kein frommer Wunsch – wie ich Euch Beide kenne….
    Liebe Grüsse
    Monika

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