Archiv für den Monat: Februar 2016

Äusserst grau

Nach einer längeren Pause (ausgelöst durch mein Knieproblem) trage ich seit heute meinen Schrittzähler wieder. Christian ist seit seiner Pensionierung eifrig am Schritte sammeln und hat am letzten Montag auch zum ersten Mal bei einer Senioren-Wandergruppe mitgemacht. Er lernt nun ganz neue Wanderwege kennen, die wir vielleicht dann gemeinsam «nachwandern» können.

Von unseren Schrittzählern motiviert, sind wir heute bei äusserst grauem Wetter zu einem gemeinsamen Spaziergang aufgebrochen. Wir haben noch ein paar Spekulationsstopp-Flyer mitgenommen und in die Briefkästen in der Umgebung eingeworfen.

Am 28. Februar kommt die Initiative gegen die Spekulation mit Nahrungsmitteln zur Abstimmung. Sie verlangt ein Verbot der Finanzspekulation auf Lebensmittelpreise, während die Preisabsicherung an den Börsen für Händler und Produzenten weiterhin möglich bleiben soll. Vertreten wird die Initiative von einem breit aufgestellten Bündnis, welches von SP und Grünen über diverse Hilfswerke, christliche Organisationen bis zu Bauernorganisationen reicht. Diese Initiative ist mir ein Herzensanliegen und ich kann euch nur empfehlen, die Abstimmung nicht zu verpassen und ein Ja einzulegen. Wir haben auch noch nie so überzeugt eine «Game Over»-Fahne an unserem Balkongeländer befestigt.

Direkt unter der «Game Over»-Fahne hängt unser Vogelhäuschen. Zu gerne beobachte ich die Vögel, wie sie manchmal in Scharen angeflogen kommen und elegant auf der Vogelhausstange zu landen versuchen. Es gelingt nicht immer. Ich bin auch nicht sicher, ob sich die Meisen und die Spatzen vertragen. Sie kommen aus verschiedenen Richtungen angeflogen und scheinen sich nicht gemeinsam beim Vogelhäuschen aufhalten zu wollen. Kann mir da ein Vogelexperte weiterhelfen? Haben die Vögel auch Probleme untereinander, nicht nur die Menschen?

Eigentlich wollte ich ja von unserem Spaziergang berichten. Wir haben eine Tour durch Mellingen gemacht und sind noch im neuen Lade-Kafi Fundus 47 gelandet, das ich Christian unbedingt zeigen wollte. Rita Seiler und Monika Tiefenauer beschlossen, ihrer Leidenschaft endlich Raum zu geben, nachdem sie etliche Jahre im Gesundheitswesen tätig waren. Es gibt im Lade-Kafi den besten Kaffee der Welt von der 53-jährigen original italienischen Kolbenmaschine «Gloria» und viele «Sachensächeli vo früener, geschter und hüt» zu bestaunen und zu kaufen. Natürlich mussten wir auch den selbst gemachten Ananas- und Marronikuchen probieren. Wir haben redlich geteilt und es war köstlich.

Im Fundus 47 habe ich auch ein Buch gefunden, das ich vor ein paar Jahren schon begeistert gelesen habe. Das Buch heisst «Tolstoi und der lila Sessel» und ist geschrieben von Nina Sankovitch. Sie ist die Tochter polnischer US-Einwanderer, ist mit Büchern aufgewachsen und entdeckt nun, nach dem Tod ihrer geliebten Schwester, die Literatur ein zweites Mal für sich als Trost-und Kraftspenderin. Während eines Jahres las die vierfache Mutter jeden Tag ein Buch und besprach es in ihrem Blog, der unglaublich erfolgreich war. Im Buch erzählt sie wie das «Projekt 365» Veränderungsprozesse in ihr ausgelöst hat. Ich leihe das Buch gerne aus.

Spontan fällt mir nun auch das Buch «Lila» von Marilynne Robinson ein, das ich kürzlich gelesen habe. Die Beschreibung auf dem Buchdeckel lautet: Lila ist ein Findelkind, das von einer Landstreicherin und Überlebenskünstlerin aufgegriffen wird. Als ungleiche Geschwister ziehen sie durch Amerikas harte Jahre, in denen Dürre und Hunger das Leben zeichnen. Als Erwachsene muss sich Lila alleine durchschlagen, bis sie eines Tages im Regen unerwartet einen Unterschlupf findet. Und mehr als das – sie wird mit der Sorge und Zartheit eines Mannes konfrontiert, der ihr Leben und alles, was sie bisher erfahren hat, auf den Kopf stellen wird.

Marilynne Robinson ist eine der Lieblings-Schriftstellerinnen von Barack Obama. Er hat sie auch interviewt.

Heute habe ich einen äusserst grauen Tag mit aktiven Schritten, originellen Gesprächen und Begegnungen, aromatischen Kaffeedüften und köstlichen Kuchen, Beobachtungen, Schreibereien und Büchern verbracht. Es war ein richtig erholsamer freier Tag. Ich bin zufrieden und lächle vor mich hin.