Archiv für den Monat: August 2022

Sommerferien

Sommerferien – das ist ein magisches Wort für mich! Wieviele Erinnerungen sind in meinem Hirn gespeichert. Und zwar Erinnerungen mit entsprechenden Bildern, Tönen, Düften, mit allen Sinneswahrnehmungen, die ich gar nicht in Worte fassen kann.

Mir ist bewusst, dass es viele Menschen auf der Erde (auch in der Schweiz) gibt, die das Wort Ferien nicht kennen. Und doch werden vielleicht alle Menschen mit dem Wort Sommer was anfangen können. Allerdings ist es ja so, dass wir nicht in allen Ländern die wärmste Jahreszeit gleichzeitig erleben. Das war für mich immer eine eigenartige Vorstellung, an Weihnachten eine Sommerparty feiern zu können.

Mit dem Wort Sommerferien ist für mich verbunden, dass ich ein Stück frei bin und machen darf was ich will. Ich muss also nicht brav in der Schule oder im klimatisierten Büro sitzen, sondern kann viel draussen sein und die Natur erleben. So war es für mich als Kind auch wunderbar, Ferien bei meiner Gotte auf dem Bauernhof zu verbringen und Kirschen zu pflücken. Das war damals für Christian, der ein paar Kilometer weiter, auch auf einem Bauernhof im Baselbiet aufgewachsen ist, weniger spannend. Es hatte niemand Zeit mit ihm Ausflüge zu unternehmen oder mit ihm ins Schwimmbad zu gehen.

Natur pur habe ich auch als Pfadfinderin in den Solas (Sommerlager) erlebt. Sehr gut kann ich mich ans Bleniotal im Tessin erinnern, wo wir in Zelten gelebt und auf offenen Feuerstellen gekocht haben. Ich schaue mir manchmal die Berichte vom heutigen Bula im Obergoms an. Den mova-Song in verschiedenen Sprachen finde ich ganz super. In allen Ferienlagern, an denen ich jemals teilgenommen habe, haben wir immer gesungen. Das gibt eine solche Energie und Verbundenheit, die mir eigentlich heute manchmal fehlt. Es ist nicht das gleiche, wenn man die Musik nur hört.

Mein Vater war auch Pfadfinder und hat gerne gesungen. Er konnte viele Lieder auswendig, und wir haben vor allem auf längeren Autofahrten stundenlang gesungen. „Lueget vo Bärg und Tal“ war eines seiner Lieblingslieder. In einer Strophe ist mir als Kind die Fantasie ein wenig durchgegangen. Da heisst es: Loset, es seit üs: Gar guet! Het mi nit Gott in der Huet? Ich habe dann immer gesungen: Het mini Gotte en Huet! Und habe mir dann immer wieder überlegt wie meine Gotte mit Hut aussehen würde. Sie hatte doch gar keinen.

Christian und ich haben jetzt immer Ferien. Wir sind ja pensioniert. Und doch ist es was Besonderes, wenn man wegfahren kann. Im Moment sind wir in den Sommerferien in unserer Ferienwohnung in der Surselva und geniessen es sehr. Wir haben keine Arzttermine und gar nichts. Wir können einfach tun, was wir wollen. Zu gerne bin ich am Rhein, kneippe mit den Füssen im Wasser und bewundere die schönen Steine und Felsen. Die Rheinschlucht gefällt mir besonders gut. Gerne fahren wir auch mit den Postautos herum, zum Beispiel waren wir in dem malerischen Dorf Vrin und freuen uns sehr, dass die älteren Bäckersleute nach längerem Suchen Nachfolger gefunden haben. Natürlich sind wir mit Freuden im Café Leon eingekehrt.

Wenn es allzu heiss wird, legen wir uns in den Schatten und lesen. In der geschmackvollen Buchhandlung Maggi in Ilanz mussten wir natürlich auch vorbei und haben uns das neue Buch von Alex Capus „Susanna“ gekauft. Unglaublich was er wieder für eine wahre Lebensgeschichte ausgegraben hat. Eine Mutter mit ihrer kleinen Tochter (ohne ihren Mann und ohne die Söhne) aus Basel wandert nach USA aus. Susanna Faesch wurde 1844 in Basel geboren und ist 1921 in Brooklyn gestorben. Sie war Malerin und malte Sitting Bull, den Anführer der Lakota-Indianer. Das Buch ist sehr spannend.

Wir haben auch Ausstellungen besucht, die wir sehr empfehlen können: Eine Ausstellung mit Bildern und Filmmaterial über Alois Carigiet in der Cuort Ligia Grischa in Trun. Ganz nebenbei lernt man auch noch Matias Spescha besser kennen. Eine andere Ausstellung heisst „Schichtwechsel“ und findet im Museum Regiunal Surselva statt. Es dreht sich alles um Steine und es sind auch viele Felsblöcke in ganz Ilanz aufgestellt – was nicht allen Einheimischen gefällt, wie wir vernommen haben.

Was gehört bei euch noch alles zum Sommer? Was fühlt ihr, schmeckt ihr, hört ihr, seht ihr? Ich habe ja nur einen Bruchteil beschreiben können. Von meinen ersten Sommerferien in Italien am Meer, wo ich meine ersten Oliven gegessen und Unmengen von Wassermelone und Gelati vertilgt habe, habe ich noch nichts erzählt!