Sommerferien

Sommerferien – das ist ein magisches Wort für mich! Wieviele Erinnerungen sind in meinem Hirn gespeichert. Und zwar Erinnerungen mit entsprechenden Bildern, Tönen, Düften, mit allen Sinneswahrnehmungen, die ich gar nicht in Worte fassen kann.

Mir ist bewusst, dass es viele Menschen auf der Erde (auch in der Schweiz) gibt, die das Wort Ferien nicht kennen. Und doch werden vielleicht alle Menschen mit dem Wort Sommer was anfangen können. Allerdings ist es ja so, dass wir nicht in allen Ländern die wärmste Jahreszeit gleichzeitig erleben. Das war für mich immer eine eigenartige Vorstellung, an Weihnachten eine Sommerparty feiern zu können.

Mit dem Wort Sommerferien ist für mich verbunden, dass ich ein Stück frei bin und machen darf was ich will. Ich muss also nicht brav in der Schule oder im klimatisierten Büro sitzen, sondern kann viel draussen sein und die Natur erleben. So war es für mich als Kind auch wunderbar, Ferien bei meiner Gotte auf dem Bauernhof zu verbringen und Kirschen zu pflücken. Das war damals für Christian, der ein paar Kilometer weiter, auch auf einem Bauernhof im Baselbiet aufgewachsen ist, weniger spannend. Es hatte niemand Zeit mit ihm Ausflüge zu unternehmen oder mit ihm ins Schwimmbad zu gehen.

Natur pur habe ich auch als Pfadfinderin in den Solas (Sommerlager) erlebt. Sehr gut kann ich mich ans Bleniotal im Tessin erinnern, wo wir in Zelten gelebt und auf offenen Feuerstellen gekocht haben. Ich schaue mir manchmal die Berichte vom heutigen Bula im Obergoms an. Den mova-Song in verschiedenen Sprachen finde ich ganz super. In allen Ferienlagern, an denen ich jemals teilgenommen habe, haben wir immer gesungen. Das gibt eine solche Energie und Verbundenheit, die mir eigentlich heute manchmal fehlt. Es ist nicht das gleiche, wenn man die Musik nur hört.

Mein Vater war auch Pfadfinder und hat gerne gesungen. Er konnte viele Lieder auswendig, und wir haben vor allem auf längeren Autofahrten stundenlang gesungen. „Lueget vo Bärg und Tal“ war eines seiner Lieblingslieder. In einer Strophe ist mir als Kind die Fantasie ein wenig durchgegangen. Da heisst es: Loset, es seit üs: Gar guet! Het mi nit Gott in der Huet? Ich habe dann immer gesungen: Het mini Gotte en Huet! Und habe mir dann immer wieder überlegt wie meine Gotte mit Hut aussehen würde. Sie hatte doch gar keinen.

Christian und ich haben jetzt immer Ferien. Wir sind ja pensioniert. Und doch ist es was Besonderes, wenn man wegfahren kann. Im Moment sind wir in den Sommerferien in unserer Ferienwohnung in der Surselva und geniessen es sehr. Wir haben keine Arzttermine und gar nichts. Wir können einfach tun, was wir wollen. Zu gerne bin ich am Rhein, kneippe mit den Füssen im Wasser und bewundere die schönen Steine und Felsen. Die Rheinschlucht gefällt mir besonders gut. Gerne fahren wir auch mit den Postautos herum, zum Beispiel waren wir in dem malerischen Dorf Vrin und freuen uns sehr, dass die älteren Bäckersleute nach längerem Suchen Nachfolger gefunden haben. Natürlich sind wir mit Freuden im Café Leon eingekehrt.

Wenn es allzu heiss wird, legen wir uns in den Schatten und lesen. In der geschmackvollen Buchhandlung Maggi in Ilanz mussten wir natürlich auch vorbei und haben uns das neue Buch von Alex Capus „Susanna“ gekauft. Unglaublich was er wieder für eine wahre Lebensgeschichte ausgegraben hat. Eine Mutter mit ihrer kleinen Tochter (ohne ihren Mann und ohne die Söhne) aus Basel wandert nach USA aus. Susanna Faesch wurde 1844 in Basel geboren und ist 1921 in Brooklyn gestorben. Sie war Malerin und malte Sitting Bull, den Anführer der Lakota-Indianer. Das Buch ist sehr spannend.

Wir haben auch Ausstellungen besucht, die wir sehr empfehlen können: Eine Ausstellung mit Bildern und Filmmaterial über Alois Carigiet in der Cuort Ligia Grischa in Trun. Ganz nebenbei lernt man auch noch Matias Spescha besser kennen. Eine andere Ausstellung heisst „Schichtwechsel“ und findet im Museum Regiunal Surselva statt. Es dreht sich alles um Steine und es sind auch viele Felsblöcke in ganz Ilanz aufgestellt – was nicht allen Einheimischen gefällt, wie wir vernommen haben.

Was gehört bei euch noch alles zum Sommer? Was fühlt ihr, schmeckt ihr, hört ihr, seht ihr? Ich habe ja nur einen Bruchteil beschreiben können. Von meinen ersten Sommerferien in Italien am Meer, wo ich meine ersten Oliven gegessen und Unmengen von Wassermelone und Gelati vertilgt habe, habe ich noch nichts erzählt!

Ein Gedanke zu „Sommerferien

  1. Veronika Koch

    Liebe Rosemarie

    Wie gross ist doch die Farbenpalette des Sommers an Düften, Stimmungen, Geschmäckern und Empfindungen. Lieben Dank für deine Erinnerungen und Eindrücke. Und dein Anstupsen, sich an die Sommer der Kindheit zu erinnern.

    Ich bin in der Stadt aufgewachsen und meine engste Verbindung des Sommers ist die zum Freibad. In Paderborn gab es in meiner Kindheit noch keinen See und zum Baden gings einfach ins Freibad. Dort wimmselte es an heissen Tagen dann allerdings von Menschen mit bunten Badetüchern, -anzügen, Decken, Kühltaschen, Wasserspielzeug usw.
    Wenn ich heute darüber nachdenke, wie meine Mutter das mit dem Fahrrad mit uns drei Kindern auf kleinen Kinderrädern und jeder Menge Gepäck (Tüchern, Verpflegung usw.) gemacht und mit uns diverse grosse Strassen überquert hat, nötigt mir das heute noch grossen Respekt ab.
    Ich war eine richtige Wasserratte. Den Sprungturm, der bis zur 10-Meter-Plattform in den Himmel aufragte, habe ich allerdings höchstens bis zum 3-Meter-Brett betreten. Und auch von dort war das Bauchkribbeln schon etwas schmerzhaft. Das Kriterium, aus dem Wasser geholt zu werden, waren immer blaue Lippen.

    Heisse Sonntage verbrachten wir im Sommer immer mit der ganzen Familie in einem kleinen Waldfreibad in einem kleinen Dorf in der Nähe. Das Wasser war dort nicht beheizt und immer so kalt, wie der Sommer halt war. Da die Anfahrt mit dem Auto stattfand, kam alles mit. Liegebetten für die Eltern, Decken, Schwimmtiere, Verpflegung und für das spätere abendliche Grillieren am Waldrand auch noch Grill, Kohle, wieder Essen und Getränke, wärme Kleidung. Wieder eine organisatorische Grossleistung meiner Mutter für 5 Personen! Und all das musste nach dem Tag auch wieder ausgepackt werden …
    Mein Vater war auch fürs Leben gern im Wasser und an diesen Tagen für alles Toben, Tauchen und Huckepack nehmen seiner drei Kinder im Schwimmbecken zu haben.
    Das waren immer unsere Ferien, diese Sommersonntage, denn ausser drei Urlauben in der Schweiz, als wir Kinder noch ganz klein waren und unsere Eltern noch nicht die volle Verantwortung für unsere zwei Tante-Emma-Läden trugen, sind wir praktisch nicht verreist. Lebensmittelgeschäfte kann man nicht einfach zuschliessen, und Vertretungen klappten meistens nicht gut.

    Als Teenie ging es dann mit den Freundinnen ins Freibad. Und klar wurde alles miteinander besprochen. Besonders natürlich die sich anbahnenden/fehlenden/ersehnten/unglücklichen Beziehungen zum anderen Geschlecht. Und wie viel wurde verglichen und eingeteilt und geklatscht. Immer auf der Suche nach der eigenen Identität.
    Mein Sommergefühl aus dieser Zeit ist diese Spannung auf der Haut. Von der Sonne und dem Wasser. Und diese körperliche Mattigkeit, wenn man den ganzen Nachmittag im Wasser war und dann noch mit dem Velo nach Hause fahren musste. Diese gute Ausgelaugtheit, die zeigte, dass man ganz viel Sommer getankt hatte. Und die herrliche Erfrischung von Eis am Stiel.

    Meine Sommerreisen waren eher Gruppenreisen. Allerdings nicht bei den Pfadfindern. Mit 11 in Melchsee-Frutt mit einer Gruppe der Kirchgemeinde in einem Bauernhaus über dem Kuhstall. Da wurde gewandert und gesungen. Heute immer noch unvergessen: mein erstes Berggewitter auf 1900 m Höhe.
    Mit 16 mit einer Gruppe Auslandschweizer in Zweisimmen. Hier war es toll, dass vor dir, neben und hinter dir jeweils andere Sprachen gesprochen wurden. Die Jugendlichen kamen von überall her. Von Argentinien, den USA bis Holland. Und alle hatten mindestens einen Schweizer Elternteil. Wir unternahmen Wanderungen im Berner Oberland und Ausflüge bis nach Montreux und Bern. Das waren tolle Erfahrungen und Erlebnisse.
    In der Lehre habe ich zusammen mit einer Freundin mein Herz an Amrum und die Nordsee verloren und mit 23 an Island. Auch das war eine Reise mit einer zusammengewürfelten Truppe in einem Wohnmobil-Bus. Ein absolut prägendes Erlebnis für mich. Sowohl menschlich wie auch von der überwältigenden Natur her.

    So, liebe Rosemarie, das waren einige meiner Sommerfarben …
    Ich musste übrigens auch meine Füsse in jeden Bach stecken. Wie auch heute noch.

    Ganz liebe sommerbunte Grüsse. Veronika

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