Aufwachen

Heute bin ich um 7 Uhr von selber aufgewacht. Die Sonne scheint durch die Ritzen der Rollläden und die Vögel pfeifen. Um 7.30 Uhr geht der Wecker los, denn wir versuchen immer noch einen Tagesablauf einzuhalten. Obwohl wir ja schon pensioniert sind, hatten wir doch immer wieder unsere Termine, aber jetzt sind sie weg. Auch der Termin vom 1. April, an dem wir nach Berlin fahren wollten zum 70. Geburtstag von Christians Schwester, hat nicht stattgefunden. Wir sind hier und nicht in Berlin.

Letztes Jahr, im April 2019, konnten wir Berlin ausgiebig geniessen. Zuerst hatten wir eine Flussreise gebucht und sind auf vielen verschiedenen Gewässern rund um Berlin herumgefahren. Es war eine wunderbare Erfahrung und ich erinnere mich an einen Morgen, wo wir inmitten der Natur vom Bett aus, den Sonnenaufgang bewundern konnten. Wir konnten Wildgänse beobachten, die herumgeflogen sind. Nachher haben wir noch 10 Tage bei unseren Verwandten gewohnt, viel sonnige Zeit in ihrem Garten verbracht und natürlich diese von Leben pulsierende Stadt unsicher gemacht. Diese fantastischen Erinnerungen sind so stark, als würden sie jetzt passieren.

«Aufwach-Momente» erlebe ich immer wieder. Damit meine ich nicht nur die Momente, wo ich aus dem Nachtschlaf erwache, sondern auch die Momente, wo ich den Gedankenstrom vergesse und einfach im «Jetzt» meine Umgebung wahrnehme. Ich erinnere mich, dass ich dies einmal ganz intensiv erlebt, als ich an meiner Diplomarbeit als Sozialpädagogin schrieb. Um genügend Ruhe zu haben und mich gut konzentrieren zu können, bin ich in unsere Ferienwohnung in Schluein gefahren. Ich habe ganz intensiv gearbeitet, mein Kopf hat buchstäblich geraucht und ich brauchte eine Pause. Da bin ich dem Rhein entlang über Sagogn nach Versam gewandert. Das ist eine ziemlich wilde Gegend in der Rheinschlucht. Um mich etwas auszuruhen, habe ich mich in einem Waldstück auf einen moosbewachsenen Baumstrunk gesetzt. Plötzlich hat sich die Umgebung wie verwandelt und all die verschiedenen Grün haben geleuchtet wie ich es noch nie gesehen hatte. Es war wie wenn es vorher dunkel gewesen wäre und jemand hätte das Licht angeknipst. Ich war auch tief innen sehr glücklich.

In der heutigen schwierigen Zeit (und wann gab es das schon mal, dass es auf der ganzen Welt gleichzeitig schwierig ist) gibt es auch viele Momente, wo ich einfach so (ohne nachzudenken) glücklich bin. Ich schaue in den Himmel und fühle die Weite des Kosmos. Ich sehe und höre die vielen Vögel in unserem Garten. Überall kommen Blumen und Blätter aus ihrem Winterschlaf hervor. Ich habe auch schon viele Schmetterlinge gesehen. Mir war nicht bewusst, dass sie schon im Frühling auftauchen können. Die «Sommervögel» verwandeln sich also schon im Frühling von der Raupe in ein neues Dasein.

Ich habe schon die «Glücksmischung spezial» angesät, die ich im Naturama Aarau an der Ausstellung «Global Happiness» bekommen habe. Es sollen einheimische Wildblumen sein. Ich müsste ja lachen, wenn es Löwenzahn ist – den haben wir schon in unserem Garten. Aber wenn ich ehrlich bin, gibt es was Schöneres als Löwenzahn (oder Sonnenwirbel, wie Christian die Frühlingsblume aus seiner Kindheit kennt)?

Der Kontakt mit anderen Menschen fehlt mir schon ein wenig. Darum möchte ich gerne mehr als sonst mit euch in Kontakt treten. Ich werde gerne auf jeden Kommentar auch etwas antworten oder antwortet auch untereinander. Oder ihr könnt mir auch gerne Emails oder Whatsapp schreiben, worauf ich auch gerne antworten werde. Die meisten wissen ja, dass meine grösste Leidenschaft Postkarten schreiben ist. Für jede Postkarte, die ich bekomme, werde ich natürlich auch eine Postkarte zurückschicken.

Damit Christian doch noch was für mich verlinken kann, möchte ich noch auf die Bildreich Postkarten von Martina Issler aufmerksam machen. Es kam auch ein Beitrag über sie im Kassensturz. Sie fotografiert selber und kann verschiedene Lichtspiele wunderbar einfangen. Ihr Geschäft ist in Gefahr, weil sie nicht an ihre Geschäftskunden liefern kann. Es ist aber auch für Private möglich, Karten von ihr zu bestellen. Das habe ich natürlich gemacht. Also ihr könnt auch eine Bildreichkarte zu Ostern von mir bekommen. Meldet euch einfach!

Bleiben wir gesund, bleiben wir zu Hause und geniessen wir das Leben trotz allem!

10 Gedanken zu „Aufwachen

  1. Therese Richner

    Liebe Rosemarie
    Danke für dein Anteilgeben. Ja, wir sind in einer ver-rückten Zeit. Meine Gedanken dazu:
    Corona – Gedanken
    Ich darf oder muss niemanden besuchen.
    Ich darf oder muss niemanden einladen.
    Ich darf oder muss nicht arbeiten gehen.
    Ich darf oder muss nicht einkaufen gehen.
    Ich darf oder muss keine Unternehmung machen.
    Bin ich nun frei oder eingesperrt?
    Ganz liebe Grüess
    Therese

    1. Rosemarie Beitragsautor

      Liebe Therese
      Vielen Dank für deine Corona-Gedanken.
      Wahrscheinlich sind wir frei, wenn wir die Situation annehmen wie sie ist. Heute fühlte ich mich frei und es war ein perfekter Tag mit Sonne, Natur, feinem Essen, Schreiben, Lesen, Schwatz über den Gartenhag usw. Ich hätte mir aber auch den Tag verderben können, indem ich mir erzählt hätte wie schade es ist, dass ich nicht in Berlin bin oder was noch alles passieren kann und ich krank werden könnte. Meine Gedanken können mich manchmal ganz schön stressen.
      Liebe Grüsse
      Rosemarie

  2. Catherine Enezian

    Liebe Rosemarie
    Ich freute mich sehr über deinen Beitrag, den ich mit Interesse gelesen habe. Ich bin zur Zeit viel in der Natur, wo auch ich sehe, dass der Frühling stattfindet. Ich entdecke immer wieder neue Wege oder solche, die ich lange nicht gegangen bin. Meistens fotografiere ich jetzt in der Natur, manchmal mit dem Fotoapparat, aber vor allem mit dem Handy. Die Bilder wandle ich in „Spaziergangbüchlein“ um, die ich dann bei Ifolor bestelle. Es sind bereits 3 davon entstanden.
    Die Sendung mit Martina Issler habe ich auch gesehen. Ich kenne sie von früher von der Ornaris. Ich habe dort regelmässig Karten bestellt und bekomme auch den Newsletter. Ich habe nun im grösseren Stil bei ihr Karten bestellt. Auch ich liebe schöne Karten. Zudem habe ich bei ihr auch das Buch bestellt über die Stadtwanderungen, das sie bebildert hat. Ich bin gespannt.
    Liebe Grüsse, auch an Christian
    Käthi

    1. Rosemarie Beitragsautor

      Liebe Käthi
      Deine Spaziergangbüchlein interessieren mich sehr. Vielleicht darf ich sie mal anschauen, wenn wir uns dann wieder treffen können. Ich habe nicht realisiert, dass Martina Issler ein Buch mit Stadtwanderungen bebildert hat. Danke für den Tipp!
      Ich sehe grad durch das Fenster in den blauen Himmel. Herrlich!
      Ich wünsche dir einen wunderbaren Tag!
      Rosemarie

  3. Doris Steiner

    Liebe Rosemarie
    also „Poetenaescht“ als Name für den Buchladen in Liestal tönt sehr verlockend! Das wäre wohl eine Reise wert….wenn wir denn wieder dürfen!!
    Ich geniesse, nebst den 3 Arbeitstagen im Lindenfeld, diese ruhigere Zeit eigentlich auch. Doch sind wir in der glücklichen Lage, einen Garten zu haben und wir wohnen nah an der Natur. In einer engen Wohnung in der Stadt wäre es sicherlich ein anderer Fall, da würde ich mich eingesperrt fühlen! Es ist auf jeden Fall eine verrückte Zeit, sehr surreal und aussergewöhnlich und es hat Auswirkungen auf ALLES!

    Die Bildreichkarten gefallen mir ausgezeichnet!! Sehr speziell in ihren manchmal ganz gewöhnlichen Sujets, sehr schön fotografiert! Vielleicht sollten wir doch mal drüber reden, diese in unser Sortiment im claro aufzunehmen?

    Ich wünsche Dir und allen eine gesunde und kreative Zeit!

    villi grüess

    Doris

    1. Rosemarie Beitragsautor

      Liebe Doris
      Ja das „Poetenaescht“ lohnt sich auf jeden Fall und im gleichen Haus ist auch noch das Dichter- und Stadtmuseum Liestal. Wir können ja mal einen kleineren Claro-Ausflug dorthin machen.
      Ich wäre natürlich sofort dafür, dass wir Bildreichkarten auch in unser Sortiment bei Claro Möriken aufnehmen.
      Ich denke auch, dass Familien im Moment äusserst gefordert sind. Homeschooling mit mehreren Kindern stelle ich mir sehr schwierig vor und daneben vielleicht selber auch noch Homeoffice machen. Das alles in einer engen Wohnung in der Stadt und die Spielplätze oder die Seepromenade sind auch noch gesperrt. Im Wald in Mellingen trifft man viel mehr Familien als sonst, aber es ist immer noch genügend Platz, dass man sich aus dem Weg gehen kann. Man hört auch coole Sachen, dass Eltern und Kinder sehr kreativ werden. Die Kinder lernen zum Beispiel kochen, es werden Spiele am Stubentisch gemacht und Briefe von Hand geschrieben oder es wird zusammen musiziert.
      Ich wünsche dir auch eine gesunde und kreative Zeit!
      Liebe Grüsse, Rosemarie

  4. Veronika Koch

    Liebe Rosemarie

    Wie schön, diesen Text von dir zu lesen. Die Aufwachmomente, in denen einem die Augen aufgehen – vielleicht auch innerlich – haben es mir angetan.
    Sie passieren, wenn wir uns Zeit nehmen. Wenn es ruhig wird in uns drin. Vielleicht nehmen wir sie auch nur dann wahr. Aber sie sind so tief und so berührend, weil wir dann den Kontakt zu unserem inneren Wesen spüren. Es ist einfach schade, dass das so selten passiert.
    Wir alle stecken doch oft so in irgendwelchen Zeitzwängen, dass wir nur noch reagieren oder funtionieren. Statt dass wir aus der Distanz ansehen und entscheiden können, was wir jetzt gerade wirklich brauchen oder wünschen.
    Mir passieren solche Aufwachmomente auch meistens in der Natur. Irgendwo im Wald unter fantastischen Bäumen, oder irgendwo in der Höhe, wenn ich in die Weite schauen kann.
    Dann habe ich den Abstand und die Stille, dass Gedanken oder Sehnsüchte auftauchen, die mir irgendetwas mitteilen wollen.
    Ich habe in dieser surrealen Zeit der Krise das Glück, dass ich hinter dem Haus bergauf laufen kann, praktisch immer ohne einem Menschen zu begegnen, und oben dann auf unser Dorf und das Tal hinunterschauen kann. – Jedes Mal ein herrlicher Moment!
    Da ich gerade im Homeoffice schaffe, habe ich täglich dazu auch die Zeit, und ganz ehrlich (ich traue es mir kaum, das zuzugeben) ich geniesse sie sehr.
    Und ich fände es toll, dass dieses verordnete Zu-Hause-Sein auch vielen Menschen zu dieser Ruhepause und diesen Momenten des Nachdenkens und der vielleicht neu entdeckten oder wiedererweckten Kreativität verhilft.
    Danke für dieses schöne Thema.

    Ganz liebe Grüsse! Veronika

    1. Rosemarie Beitragsautor

      Liebe Veronika
      Ich freue mich sehr, von dir zu hören. Deine Gedanken berühren mich. Vielen Dank dafür.
      Es wäre wirklich wunderbar, wenn mehr Leute auch später noch, mindestens zeitweise, im Homeoffice arbeiten könnten. Das Pendeln frisst ja auch so viel Zeit und schadet der Umwelt. Ich habe eine Nachbarin, die schon länger zeitweise im Homeoffice arbeitet. Sie musste sich dies erkämpfen und schätzt es sehr.
      Ich bin gespannt, ob sich auch für die Zeit nach der Pandemie Veränderungen ergeben werden.
      Es ist super, dass du dieses verordnete Zu-Hause-Sein geniessen kannst.
      Liebe Grüsse, Rosemarie

  5. Johanna Brefin

    Liebe Rosemarie
    Ja den Beitrag über Martina Isler habe ich auch gesehen. Ich kenne sie und ihre Karten, da wir sie in unserem Laden verkaufen. Leider ist auch dieser zurzeit geschlossen. Wir arbeiten aber trotzdem abwechslungsweise und halten eine gewisse „Hinterstubenpräsenz“ aufrecht, denn Post und Mailbox müssen geleert und kontrolliert werden und der online-Buchhandel aufrecht erhalten. Ich war übrigens besonders traurig, denn ich hatte für Frühling und Ostern viele wunderschöne und auch lustige Karten für unser Angebot bestellt. Nun haben wir ein ganzes Schaufenster voll arrangiert mit den schönsten davon und mit dem Hinweis, dass man sie tel. bestellen kann und siehe da, schon kamen einige „Deals“ zustande und zwar auf dem Bänkli auf der Rathausstrasse vor dem Laden! Für Leute wie Frau Issler ist es mir echt leid, sie hat wirklich ein prächtiges Angebot das wir schon lange nutzen.
    Ansonsten bin ich halt viel im Garten, der endlich von den nächtlich kalten Temperaturen befreit aufatmet!
    Da habe ich es wirklich gut. Fr den Einkauf habe ich liebe Nachbarn oder Arbeitskollegen, es fehlt mir an nichts. Ich wünsche Dir wunderbare Frühlingstage und sende Dir und Christian liebe Grüsse
    Johanna

    1. Rosemarie Beitragsautor

      Liebe Johanna
      Es ist schön zu hören, dass es dir gut geht. Gerne komme ich dann wieder nach Liestal ins http://www.poetenaescht.ch, um Karten zu kaufen. Auch werde ich mit Vergnügen im Antiquariat stöbern. Das Zugfahren vermisse ich sehr. Wir waren doch viel unterwegs mit dem GA. Christian vermisst auch die Seniorenuni in Zürich und Basel. Wir werden alles viel mehr schätzen lernen, wenn es dann wieder möglich ist.
      Liebe Grüsse, Rosemarie

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