Und es regnet

Am letzten Samstag Morgen erwache ich durch ein wasserfallartiges Geräusch. Die Schleusen des Himmels haben geöffnet und es schüttet wie aus Kübeln. Heute haben wir einen freien Tag, aber es regnet! Spontan muss ich an Benjamin Zander denken, den ich aus Youtube-Filmen kenne, die an einer Weiterbildung gezeigt wurden. Er ist ein bekannter englischer Dirigent, ein Sohn jüdischer Emigranten aus Deutschland, unterrichtet und motiviert Menschen aus der ganzen Welt. Zander sagt, dass jeder Moment eine neue Möglichkeit habe. Unter anderem empfiehlt er, dass wir „aber“ jeweils mit „und“ ersetzen sollen.

Wir haben heute einen freien Tag und es regnet. Das klingt doch schon ganz anderes. „Dank diesem Regen könnten wir doch unseren Museumspass nutzen“, sage ich zu Christian. Er ist einverstanden. Zuerst wird noch ausgiebig gefrühstückt und Haushalt gemacht. Nachher geht es los mit dem Postauto nach Baden. Wir entscheiden uns für das Museum Langmatt. Da waren wir noch nie.

Wir sind gespannt auf die Zeitgenössische Kunst im Dialog mit dem Interieur der Langmatt (noch bis 30. November 2014 zu sehen). In der Villa Langmatt wohnte Familie Brown. 1896 heiratete der 31-jährige Ingenieur Sidney William Brown in Winterthur die 25-jährige Jenny Sulzer. Sie hatten drei Söhne mit Namen Sidney, John und Harry, die alle ein Jurastudium mit Doktorat abschlossen. Die Söhne hatten keine Nachkommen und John Brown gründete die Stiftung Langmatt. Es ist ein beeindruckendes Haus mit wunderbarem Garten. Wir können uns das Leben der Familie Brown vorstellen, als wir durch die verschiedenen Räume gehen. Sidney und Jenny Brown sammelten unglaublich schöne und wertvolle Bilder von Renoir, Monet, Degas, Cézanne und vielen anderen Malern.

„Wääh gruusig, was ist denn das?“ sagt Christian zu mir. „Lassen die hier Obst verfaulen?“ Ich antworte ihm, dass dies nun vielleicht die Zeitgenössische Kunst sein könnte. Und tatsächlich ist das Kunst und so echt gemacht, dass man meint, die verfaulte Zitrone zu riechen. In den Glasvitrinen mit dem edlen Porzellan sehen wir Getränkeflaschen-Deckel und abgelutschte Bonbons. Und dann steht wieder ein grosser leerer Bilderrahmen im Weg. Alles etwas gewöhnungsbedürftig und irritierend!

Wir haben den Museumspass im Juli für ein Jahr gelöst. Ich schreibe während dieses Jahres auf in welchen Museen wir waren und werde euch im Blog auf dem Laufenden halten. Ein Rückblick:

  1. Zentrum Paul Klee in Bern, immer zu empfehlen!
  2. Museum Regiunal Surselva in Ilanz
  3. Napoleonmuseum Arenenberg in Salenstein (toller Film wird gezeigt und man wird wie in eine andere Zeit versetzt)
  4. Aargauer Kunsthaus in Aarau, Ausstellung und Filme über Sophie Taeuber-Arp, nur noch bis 16. November, sehr empfehlenswert. Ihr kennt diese vielseitige Frau von der Fünfziger-Banknote.
  5. Stiftung Langmatt in Baden

Im Museum Regiunal Surselva habe ich das erste Mal von Schwabenkindern gehört Als Schwabenkinder oder Hütekinder wurden die Bergbauernkinder aus Vorarlberg, Tirol, Südtirol, der Schweiz und Liechtenstein bezeichnet, die von Beginn der Neuzeit bis ins frühe 20. Jahrhundert aus Armut alljährlich im Frühjahr durch die Alpen zu den „Kindermärkten“ hauptsächlich nach Oberschwaben zogen, um dort als Arbeitskräfte für eine Saison im Wesentlichen an Bauern in ländlich geprägten Regionen Württembergs (Oberschwaben und Schwäbische Alb), teilweise auch Badens und Bayerns vermittelt zu werden.

In diesem Zusammenhang kann ich euch noch ein Buch empfehlen von Linard Candreia, der über seine Mutter schreibt, die 1937 geboren und im Südtirol aufgewachsen ist. Das Buch ist romanisch/deutsch geschrieben und heisst „Hanna die Südtirolerin“. Schwabenkinder werden in dem Buch auch beschrieben. Linard Candreia ist 1957 geboren wie ich, und wir haben den engagierten Lehrer schon persönlich getroffen. Christian ist noch am Lesen des Buches. Später kann ich es ausleihen. Linard Candreia würde sich aber sicher freuen, wenn ihr es kauft.

Übrigens sind wir am letzten Samstag, unserem Museumstag auch auf 10000 Schritte gekommen. Am Nachmittag hat das Wetter sich aufgehellt und wir sind noch an der Limmat spaziert.

Habt ihr schon eine der Ausstellungen gesehen? Was habt ihr für Ideen, Bemerkungen? Danke für alle Rückmeldungen. Ich freue mich über jede einzelne.

 

6 Gedanken zu „Und es regnet

  1. Monika Neidhart

    Liebe Rosmarie,
    nur kurz – wir haben uns ja gestern gesehen…
    ich bin auch Museumsfreak, beginne aber nächste Woche noch einen Schreibkurs, der meine freien Nachmittage bis 11. Dezember füllt. Aber nachher können wir sehr gerne einmal etwas zusammen ansehen.
    Übrigens: Wie fandet Ihr Flamenco….?
    Lieben Gruss
    Monika

    1. Rosemarie Beitragsautor

      Liebe Monika
      Das finde ich super, dass du die Insieme-Schreibkurse durchführst. Du machst das auf eine solch motivierende Art und Weise.
      Januar ist ja auch ideal für Museumsbesuche. Wir können gerne mal was zusammen machen.
      Flamenco war einfach atemberaubend. Tanz, Gesang, Rhythmus, Gitarren, Trommeln, Gewänder, Farben, Beleuchtung! Brigitta Luisa Merki ist eine beeindruckende Choreografin und vor allem die Entwicklung zum zeitgenössischen und weltoffenen Flamenco gefällt mir besonders gut. Christian fand es auch super. Und ihr?
      Herzliche Grüsse
      Rosemarie

  2. Heidi

    das ist toll, nun habe ich eine andere Möglichkeit von Dir zu hören. Z.Bsp. während dem ich arbeite, kann ich lesen was Du/ Ihr gerade in der Freizeit macht. Das ist lustig! …und dann erleben wir ja soviel dass wir manchmal gar nicht genügend Zeit haben zu erzählen was uns zwischenzeitlich begegnet ist, oder ich vergesse, Dir zu sagen dass ich mit Interesse deinen Blog gelesen habe. Freue mich auf weitere Berichte Gruss Heidi

  3. Ernst Strahm

    Hoi Rosemarie
    Ja, der Museumspass ist für mich ein sehr attraktiver Begleiter, schon seit Jahren. Was habe ich doch damit im Lauf der Zeit an tollen Museen und Ausstellungen erlebt! Ich finde es höchst angenehm, einmal zu zahlen und dann à discretion Museumsbesuche machen zu können. Ich habe dabei keine Liste der besuchten Häuser geführt, deshalb nur ein paar Namen, die mir gerade einfallen: Die Aargauer Schlösser, Landesmuseum Zürich, Naturama Aarau, Zollmuseum Gandria, Sammlung Rosengart Luzern, Bourbaki-Panorama Luzern, Uhrenmuseum La-Chaux-de-Fonds, Museum für Musikautomaten Seewis SO, Fondation Pierre Gianadda St. Maurice, Museum Allerheiligen Schaffhausen, Appenzeller Volkskundemuseum Stein AR.

    Grad das letzte bietet z.B. einen spannenden Einblick in die appenzellische Welt, von der Sennen-Kultur und Bauernmalerei bis zur Handweberei und mechanischen Stickerei. Gleich daneben befindet sich die Appenzeller Schaukäserei, wo man die Käseherstellung verfolgen und sich gleich auch verpflegen kann – eine gute Kombination für einen Ausflug in die Ostschweiz (die Schweiz hört nämlich nicht hinter Winterthur auf …).

    Ich wünsche Euch viele spannenden Entdeckungen mit dem Museumspass!

    Herzlich
    Ernst

  4. Doris Horisberger

    salü Rosmarie
    war kürzlich mit den Bewohnern im unmittelbar nahen Museum Baselland in Liestal, es sind immer mehrere Ausstellungen eine genossen wir besonders….für weitere war keine Zeit mehr….“Maus im Haus“ didaktisch super , köstlich sage ich dir. und kürzlich war die Vernissage zum Thema KIrschen eindrücklich aber noch nicht wirklich gesehen gehe nochmal schauen alleine………. Kirschen vom Baselbiet bis Japan.

    lg Doris

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