Archiv für den Monat: Dezember 2014

Statt bügeln

Ein Berg Wäsche zum Bügeln wartet auf mich. Aber bevor ich ihn in Angriff nehme, lasse ich mich gerne noch ein wenig ablenken. Blog schreiben ist nämlich viel schöner als bügeln. Immerhin habe ich heute schon im Garten gebuddelt und ein paar Tulpenzwiebeln versenkt. Ausserdem habe ich viel Verwelktes abgeschnitten, Laub zusammengerecht und eine ganze Grüntonne damit gefüllt. Die Hoffnung auf orange Tulpen hat mich innerlich gewärmt, denn draussen ist es ziemlich unfreundlich und kalt. Nachdem ich im Garten fertig war habe ich eine Kerze angezündet, einen Apfel, ein paar Baumnüsse und Datteln gegessen, einen feinen Kräutertee gemacht und jetzt tippe ich ganz genüsslich ein paar Sätze in mein geliebtes MacBook.

Letzte Woche hat mein 7. Museumsbesuch stattgefunden. Ich war mit einer Freundin im Museum der Kulturen in Basel. Übrigens hatte ich bis am Abend mehr als 15000 Schritte beisammen. Wir sind tüchtig in Basel herumgelaufen und den Lift im Museum haben wir nicht benützt.

Die Ausstellung heisst „Strohgold“, kulturelle Transformationen sichtbar gemacht. Gleich beim Eingang steht eine Vitrine mit einer wunderschönen Goldkette hell beleuchtet. Beim näheren Betrachten fällt einem erst auf dass es nicht Gold ist sondern Stroh, das mit Bienenwachs behandelt ist. Hinter der Vitrine ist eine riesige Wand aus grünen PET-Flaschen zu sehen. Plastik auf der ganzen Welt, von einer Küste zur nächsten gespült und im Meer und überall abgelagert – Plastikzeitalter! Die Ausstellung greift in 10 Stationen unterschiedliche Themenkomplexe auf, von Upcycling zu Mode etwa, von religiösen Wechselbeziehungen zu globalen wirtschaftlichen Verflechtungsgeschichten bis hin zu Übergangsriten.

Beim Upcycling wird Abfall als Material für die Schaffung neuer Produkte verwendet. Das finde ich faszinierend. Es gibt verschiedene Filme, wie zum Beispiel aktuelle Mode als alten Kleidern hergestellt wird. Oder die beiden Brüder Daniel und Markus Freitag erzählen, wie sie auf die Idee der Taschen aus Blachen kamen. Zu diesem Thema möchte ich noch ein Buch empfehlen, das 2012 in Deutsch erschienen ist: „Alles öko! 1 Jahr im Selbstversuch“ von Colin Beavan. Colin mit Frau und Kind versucht in New York klimaneutral zu leben. Das Buch ist sehr spannend und gibt gute Impulse. Unter anderem hat er auch versucht alles Secondhand zu bekommen und teilweise umzufunktionieren. Seit ich das Buch gelesen habe, versuche ich möglichst ohne Plastiksäcke auszukommen. Das ist ganz schön schwierig!

Am allerbesten gefallen hat mir zum Thema Übergangsriten die Gastausstellung von Mats Staub: „21 – Erinnerungen ans Erwachsenwerden“. Das ist eine Videoinstallation und funktioniert so: Der Künstler unterhält sich jeweils rund eine Stunde lang zum Thema „Was war mit 21?“ mit seinem Gegenüber. Im Tonstudio verdichtet er die Aufnahme auf eine Länge von rund acht Minuten. Diese Version spielt er dann dem oder der Befragten vor und filmt sein/ihr Gesicht während des Zuhörens. Diese ausgesprochen raffinierte Kombination aus komponierter Erzählung und Gesichtsausdruck als Reaktion darauf erleben die Besucher in der Videoinstallation. Ich habe nur 3 Lebensgeschichten hören und sehen können. Es sind über 100 aufgezeichnet! Ich muss also unbedingt nochmals hin.

Was war bei euch mit 21? Vielleicht können wir mal austauschen. – Jetzt muss ich unbedingt bügeln!!!