Archiv für den Monat: Januar 2015

Hoffnung

Nun schreiben wir schon seit ein paar Stunden das Jahr 2015. Als erstes möchte ich euch allen ein gesundes und glückliches neues Jahr wünschen!

Eben habe ich ein hoffnungsvolles Zeichen entdeckt. Ich habe viele Pflanzen im Haus und im Garten, die manchmal gar nicht so wollen wie ich will. Wenn eine Orchidee zum Beispiel gar keine Blüten mehr hervorbringen will, stelle ich sie in unser Dachzimmer, wo ich sie nicht mehr so oft sehe. Ab und zu gebe ich noch Wasser, aber manchmal vergesse ich es wohl auch. Eine solche verbannte Orchidee hat nun einen wunderschönen neuen Blütentrieb gemacht. Mögen wir alle im 2015 noch viele schöne Überraschungen erleben und uns über kleine Wunder freuen.

Am Mittag haben Christian und ich das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker gesehen und gehört. Das ist ein Ritual, das uns an unsere Eltern erinnert, weil wir es schon als Kinder mit ihnen zusammen gesehen haben. Mittlerweile wird das Konzert in über 90 Länder übertragen, wahrscheinlich über Europa hinaus. Ob es auch auf anderen Kontinenten gehört wird, habe ich noch nicht herausgefunden. Auf jeden Fall wurden Fotos und Videofilme von dem goldenen Musiksaal bestimmt in die ganze Welt gesandt. Es war wirklich lustig zu sehen, dass elegant gekleidete und nicht mehr junge Menschen während dem Konzert mit ihrem Handy beschäftigt waren. Es waren auch Japaner und Chinesen darunter. Die dezente Werbung für Rolex wurde aus dem zarten Blumenmeer heraus eingeblendet.

Das Konzert hat uns trotzdem gefallen, zum Beispiel die vielen guten Musiker mit interessanten Instrumenten, die schönen Tänzerinnen und Tänzer, die vielen Blumengestecke in allen Farben und die vielen sonstigen Impressionen aus Wien. Am liebsten würde man gleich eine Reise buchen. Wir waren einmal für 5 Tage in dieser Weltstadt und haben einen ersten Eindruck bekommen.

Zum Thema Musik und Weltstadt ist mir sofort das Buch von Melissa Müller und Reinhard Piechocki über Alice Herz-Sommer (Ein Garten Eden inmitten der Hölle – ein Jahrhundertleben) eingefallen. Es ist eines meiner liebsten Bücher und eine berührende Lebensgeschichte.

Alice wurde 1903 in Prag (damals Österreich-Ungarn) geboren und ist 2014 in London gestorben. Sie ist also 111 Jahre alt geworden und hat den Holocaust in Theresienstadt überlebt. Sie war die Tochter jüdischer Eltern, des Fabrikantenehepaars Sofie und Friedrich Herz, und wuchs im Umfeld eines aufgeklärten und liberalen Bürgertums auf. In ihrem Elternhaus verkehrten Persönlichkeiten wie der Wissenschaftler Sigmund Freud und der Schriftsteller Franz Kafka. Sie wurde Konzertpianistin und heiratete 1931 den Geiger Leopold Sommer. 1937 bekamen sie ihren Sohn Raphael. 1943 wurde sie mit ihrem Mann und Sohn deportiert. Ihr Mann kam in Auschwitz ums Leben. Alice und ihr Sohn haben überlebt. Sie sagt, dass sie durch die Musik überlebt habe. Aus Propagandagründen durfte sie auch im KZ Klavier spielen. Durch jahrelanges Üben konnte sie fast alles auswendig. Musik hat ihr Hoffnung gegeben für sich und ihren Sohn. Später lebte sie in Israel und London. Ihr Sohn wurde Cellist und Dirigent. Sie selber hat auch mit über hundert Jahren jeden Tag Klavier gespielt.

Ich selber war schon zweimal in Prag, einmal 1977 und einmal 1996. Prag hatte sich in dieser Zeit völlig verändert. Es wäre interessant jetzt wieder einmal nach Prag zu reisen. Meine Eltern hatten lange Zeit Kontakt zu einer tschechischen Familie. Diesen Kontakt habe ich aber leider verloren.

Ich freue mich, mit euch im Kontakt zu bleiben. Das Blogschreiben macht mir auch am ersten Tag des neuen Jahres grossen Spass.